17. Räthselmärchen.

1.

Ein Bote wird in ein Wirthshaus geschickt mit drei Töchtern, deren eine seinem Herrn zu Willen gewesen. Auf seine räthselhafte Ansprache erwidert nun die Betroffene in einer ihm unverständlichen Weise, daß sie nach ihrer Niederkunft mit dem Kinde zu dem Geliebten sich begeben werde. Das Gespräch selbst lautet:


Bote.

Guten Tag ihr Jungfern alle drei,
Ich weiß nicht, wer die rechte sei,
Ich soll euch grüßen von dem;
Ihr werdt wohl wissen von wem.
Ihr sollt ihm sagen das;
Ihr werdt wohl wissen was.
Wirthstochter.

Setzt euch ein wenig nieder,
Grüßt euren Herren wieder.
Wenn der Berg vergeht,
Der vor mir steht:
Dann werd ich ihm schicken das;
Er wird wohl wissen was.

2.

Wegen des verwandten Inhalts füge ich noch ein Märchen hinzu, das ich derselben alten Frau, einer jetzt verstorbenen lieben Verwandten, verdanke.


Heut ist's 'n Jahr und einen Tag,

Da schmiß ich einen Apfel ins grüne Gras.

Ich möcht wohl wissen, ob er

Gefunden wär oder nicht.

O ja, sed' se.

Wat was't, sęd' he.

As he, sęd se.

Noch ens, sęd' he.

O ne, sęd' se.


Der ehemalige Bräutigam sieht seine Geliebte mit einem andern Manne zur Trauung gehen, und erkundigt sich an der Kirchenthür, [509] ob sie von ihm einst ein Kind bekommen. Ihre Antwort deutet den Knaben an. Nach einem andern Bericht aus Userin lautet die letzte Frage gemüthlich ansprechender:


Isser noch dor? sed' he. O ne, sed se.


Fr. Latendorf, Germania 17, 95 f.

3.

›Auf Ilof geh ich,

Auf Ilof steh ich,

Auf Ilof bin ich hübsch und fein,

Rathet, meine Herrn, was soll das sein?‹


Mit diesem Räthsel rettete eine zum Tode verurtheilte Frau ihr Leben, indem sie es ihren Richtern aufgab und diese es nicht lösen konnten. Sie ging nämlich auf Pantoffeln, welche sie sich aus der Haut ihres Hundes Ilof hatte anfertigen lassen.

Aus der Gegend von Dömitz durch Lehrer Kreutzer. In anderer Fassung durch H. Schmidt:

›Up Filax ga ik,
Up Filax sta ik,
Up Filax bin ik net un fin,
Nu rad, min hern, wat sal dat sin?‹

Vgl. Schiller 3, 5; Müllenhoff S. 504.

4.

Eine Angeklagte erzählt vor Gericht, wie sie über einen Kirchhof gekommen sei und dort einen Pferdekopf gefunden habe, worin ein Vogelnest mit sieben Jungen war, deren sie sechs fing. Darüber gab sie den Richtern folgendes Räthsel auf, das dieselben nicht zu errathen vermochten:


Hen güng un wedder kam, Lebendich ut den Dödendam. Sös güngen den sövten kwit: Rad, min hern, nu is dat Tid.


H. Schmidt aus Gadebusch.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 17. Räthselmärchen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F039-8