298. Die Waldbrüder.
Es gab eine Art von Mönchen, die sog. Waldbrüder oder Eremiten, die keine Priester waren und ihre Klausen oder Wohnungen auf Friedhöfen, bei kleinen Kapellen oder in Wäldern hatten. Es waren meistens fromme, andächtige Leute, die in den Kirchen die Priester bedienten, die Altäre besorgten und zierten, mit dem Volke zu jeder Zeit in den Kapellen beteten. Ein solcher Klausner befand sich in der Schottenkirche in Konstanz. Sie hatten artige Gärtchen, kleine Stübchen mit den merkwürdigsten Versen an den Wänden, so z.B.:
Von einem solchen Klausner weiß man in der Gegend von Rottenburg, der zwischen Rottenburg und Niedernau bei der Brunnmühle gehaust haben soll, und der Nachts in einem Sarge schlief.
[297] Berühmt ist auch die Klausnerwohnung in der alten Riedkapelle zwischen Binzwangen und Hundersingen. Diese Kapelle, durch den Mord an dem Sonnenberg, vollzogen durch den Werdenberg, gestiftet, wurde in Folge eines Mordes an dem lezten Klausner wieder abgebrochen. Der Klausner wurde von ruchlosen Burschen überfallen, wollte noch um Hülfe läuten und wurde, am Glockenseil haltend, erstochen, worauf die Mörder noch einen Eierhaber bereiteten, aßen und flüchteten.
Ein Klausner war auch auf dem Wurmlinger Berge im sog. Meßnerhaus. Ein Esel holte ihm alle Tage in Wurmlingen drunten Wasser und die nothwendigen Lebensbedürfnisse.
Ein Klausner wohnte neben der Felsenkapelle auf dem St. Salvator bei Gmünd.
Daß diese Waldbrüder auch ausarteten, sieht man am lezten Klausner der Friedinger Kapelle (Tuttl.), an Bruder Marzell, der in die Welt zurückkehrte, und von dem noch jezt im obern Donauthal allgemein der Reim bräuchig ist:
Als dem Waldbrüderchen von Egesheim mal etwas aufgebürdet wurde, sagte er vor den Richtern: »'s işt immər so g.səẽ, 's wûd no so səẽ, Gelobt sei der Herr Jesus Christus, Ihr Gnaden,« und entfernte sich hierauf.