696. Die Zwölften. Neujahr.

1.

Die Nachtzeit vom Christtag bis Dreikönigstag heißt man »in der Zwölft«, oder »in den zwölf Nächten.« Die Tage aber nennt man die »Lostäg«, und wird aus ihnen erschlossen, wie in den kommenden zwölf Monaten das Wetter werden wird. Man macht zu dem Behuf über der Stubenthür zwölf gleich große Kreise (»Ring«) und theilt jeden durch ein Kreuz in vier Felder. Ist z.B. der Tag zu dem ersten Ring hell geblieben, so wird in die Felder nichts eingetragen und bedeutet es einen hellen Januar. Ist der Morgen früh trüb, so wird das erste Feld schattirt; ist es der ganze Tag, alle vier Felder; denn die vier Felder entsprechen den vier Tageszeiten 1.

Ganz Schwaben.

Fußnoten

1 Dr. H. Schreiber, Taschenbuch 1839. S. 327. 328.

2.

Nimmt man zu eben derselben Zeit zwölf Mäßchen[468] von jeder Fruchtsorte, mißt sie vorher genau und thut dies des andern Morgens wieder, so kann man sehen, je nachdem im einen mehr oder weniger ist, ob die Frucht das Jahr über theuer oder wohlfeil wird; ist von einem weniger da, als am Abend, so wird gerade dies theuer und umgekehrt wohlfeiler.

3.

An den Lostagen wird in zwölf Zwiebelkächelchen Salz gestreut; jedes Kächelchen bedeutet einen Monat; wo das Salzwasser auszieht, zeigt es einen nassen Monat an.

Baach.

4.

In den Zwölften kocht man keine Erbsen, noch auch Linsen, weil man Eisen kriegen thät.

Hohelohe, Marbach.

5.

In der Neujahrsnacht kann ein Mädchen ihren Zukünftigen auf diese Weise erkennen: sie kehre Nachts um 12 Uhr nackt und rücklings die Stube aus, dann erscheint im Spiegel oder Fenster das Bild des Bräutigams.

Ehingen.

6.

Wenn Jemanden am ersten Tag des Jahres zuerst ein altes Weib in's Haus kommt, geht das Geschäft das ganze Jahr hindurch schlecht. Ein Kind oder eine Jungfrau bedeutet Glück.

Mengen.

7.

Man ißt am Neujahr »süßes Kraut«, und im ganzen Jahr geht einem das Geld im Geldbeutel nicht aus.

Ellwangen.

8.

Wenn man in der Neujahrsnacht auf eine Büschel Erbsenstroh sizt, so erfährt man, wer kommendes Jahr stirbt.

9.

Am Dreikönigstag Abends muß man hinausgehen und immer gen Himmel sehen: denn da öffnet sich derselbe plötzlich auf einen Augenblick, und die hl. Dreifaltigkeit wird sichtbar. Man kann da einen Wunsch thun und er wird in selbigem Augenblick gewährt.

In der Gegend um Mulfingen.

[469] 10.

Der hl. Dreikönigstag ist der »All-loser«, d.h. jede Stunde dieses Tages deutet für einen Monat des kommenden Jahres die Witterung an.

Hoßkirch.


Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 696. Die Zwölften. Neujahr. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-0BA8-0