698. Charfreitag, Charsamstag.

1.

Am Charfreitag liegen alle Schätze so weit heroben auf der Fläche des Erdbodens in der zwölften Stunde Mittags, daß eine Henne sie herausscharren kann.

2.

Am Charfreitag unter der hl. Wandlung muß man Kugeln gießen; diese treffen immer, auch in weite Ferne.

Baisingen.

3.

Junge Saat am Charfreitag vor Sonnenaufgang dem Vieh geholt und zum Fressen gegeben, macht, daß keine Krankheit an es komme, besonders ist dies gut für Pferde.

Hohenstatt.

4.

Wird für das Vieh am selbigen Tage vom Garten herauf vor Sonnenaufgang etwas Erde geholt, so schadet ihm Sommer und Herbst das Futter nicht.

Das.

5.

Wer am Charfreitag sich Bart und Haare scheeren läßt, der wird viel Kopfweh haben.

Kißlegg.

6.

Wer an diesem Tag Morgens früh nüchtern ein Ei austrinkt, wird sich keinen Bruch lupfen 1.

Das.

Fußnoten

1 Vgl. Unterhaltungsblatt zum Nürnberger Anzeiger 1859. S. 20a. v. Dr. Reuß. (Charfreitags- oderAntlaßeier.)

[471] 7.

Wenn man am Charfreitag vor Sonnenaufgang die Zimmer fleißig auskehrt, so wird man das ganze Jahr keine Flöhe haben.

Kißlegg.

8.

Wenn man am Charfreitag den Hofraum vor Sonnenaufgang fleißig auskehrt, so kommen keine Kröten in's Haus.

Kißlegg.

9.

Wenn am Charfreitag vor Sonnenaufgang der »Salvenstock« (Salvia officinalis L.) abgeschnitten wird, geraten die Salven gut; es lassen sich dann gute und schöne Salvenkuchen backen, sonst nicht.

Kißlegg.

10.

Aus den Sargnägeln, welche man auf Kirchhöfen findet, verfertigen die Schlosser am Charfreitag während des Gottesdienstes Fingerringe, welche gegen den Krampf helfen und darum »Krampfringe« genannt werden.

Ertingen.

11.

Am Charfreitag macht man kleine Hämmerlein aus Holz und schlägt die Bäume damit, dann gerät das Obst gut.

Fleischwangen.

12.

Am Charfreitag muß man den Hof säubern, dann bleibt alles Unziefer ferne.

Fleischwangen.

13.

Während man am Charsamstag zum ersten Mal wieder läutet, sollen Zwei in den Obstgarten rennen, die eine Person von Baum zu Baum laufen und dran klopfen, so tragen sie dieses Jahr reichlich; die andere schnell alle Bäume mit Wasser begießen, so darf man dies den ganzen Sommer nicht mehr thun.

Baach.

14.

Die Kohlen, die vom Charsamstags-Feuer vor der Kirchthüre, aus alten Grabkreuzlein angezündet, mit Stahl und Schwamm zuwege gebracht, mit heim genommen werden, [472] sind gut gegen Gewitter und einschlagenden Blitz. Man soll sie da in's Feuer werfen.

Lautern bei Gmünd.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 698. Charfreitag, Charsamstag. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-0D01-0