196. An Friedrich Warnecke

196. An Friedrich Warnecke


Wiedensahl 15 Juni 1873


Mein lieber Warnecke!

So geht's, wenn man nirgends feste Wurzel gefaßt hat. Eine Art von Geschäftsreise führte mich nach Heidelberg, wo ich acht Tage unter weißen Regenwolken saß, wie der Bleisoldat in der Schachtel, die mit Watte zugedeckt. Trotzdem machte ich Ausflüge nach Schwetzingen und Bruchsal, wo ein feenhaftes Rococcoschloß ist. Demnach zog es mich nach München, wo mit den alten Freunden die alten Bierergötzlichkeiten bei abscheulich kaltem Wetter erneuert und genoßen wurden. Nun mußte Er natürlich auch nach Wien. Droschken, Omnibuße, Bilder, Weiber, Japanesen, Kies, Staub und schöne Rechnungen, das alles füllt mir noch den Kopf, während die Taschen öde sind; denn die Guldenscheine sind herausgeflattert, wie flügge Spatzen unter dem Dach. – Seit gestern bin ich wieder hier. – Hätte ich unterwegs Ruhe gefunden, so würd ich Dir geschrieben haben; doch hoff ich, Du wirst meinen photographischen Gruß erhalten haben von München aus.

Ich bin begierig, von Dir wieder Etwas zu hören; drum schreibe bald. v. Mayer erhältst du anbei mit Dank zurück.

An deine Frau, Schwägerin und Schwager und Herrn Seyler meine herzlichen Grüße!

Dein alter Freund

Wilhelm Busch

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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Briefe. 196. An Friedrich Warnecke. 196. An Friedrich Warnecke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-134B-0