94. An Johanne Busch

94. An Johanne Busch


Lüethorst. Sonntag [wahrscheinlich Ende Juni 1871]


Meine liebe Johanne!

Wir sind glücklich hier angelangt. Zwischen Wiedensahl und Landwehr fuhren wir rücksichtslos an Goldbeck und Braut vorüber, die auch nach Hannover wollten. In Hannover ging Amalie zu Ebhardts, ich zu Kasten, um zu frühstücken, wo ich – siehe da! – das Wiedensahler Brautpaar etwas scheu bei zwei Taßen Bouillon sitzen sah. Später ging ich auch zu Ebhardts. Gottfried ist noch immer nicht über's Waßer gekommen. Tante war sehr in Sorge um ihn, noch mehr aber um Justus, der zum zweiten Male fallirt hat, eine Stelle in Neapel angenommen hat und Frau und Kinder nach Hannover zu seinen Eltern schicken will – oder wollte – denn Onkel hat es abgelehnt. Es wäre auch eine schlimme Aufgabe, besonders für Tante; die Frau kann kein Wort deutsch, ist italienisch gewöhnt und das eine Kind ist blödsinnig. Den ältesten Jungen werden sie indeß wohl zu sich nach Hannover nehmen.

Von Einbeck fuhren wir in einem gräulichen Wagen, deßen eine Thür Amalie immer zuhalten mußte, bis ich die Schnur vom Fensterrouleau abschnitt und die lapprige Thür damit zuband. Nun benutzten wir die neue Chaußee von Einbeck direkt nach Lüethorst, kamen aber in der Gegend von Amelsen erst auf dicken, neuen Steinschlag und dann auf unvollendete Erdarbeiten, so daß wir gern ausgestiegen wären, wenn es nicht bedenklich geregnet hätte. – In Lüethorst fanden wir Alle wohlauf und trafen auch den Immker Lambrecht.

Gestern große, sehr ergiebige Champignonjagd in vollem Regen.

Herzliche Grüße an Adolf und die Kinder, so wie an Nöldeke und Fanny! – Ist Hermann schon da?

Wilhelm. [64]

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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Briefe. 94. An Johanne Busch. 94. An Johanne Busch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1BBD-E