1711. An die Nomos-Uhr-Gesellschaft Glashütte

1711. An die Nomos-Uhr-Gesellschaft Glashütte


Die Uhr.
Fürwahr, ein feines Kunstwerk ist die Uhr! –
Der Wilde zwar, nach dummer Väterweise,
Besitzt noch nicht ein solches Zeitgehäuse,
Denn was ihn drückt, ist Mangel an Kultur.
Wir dahingegen, die schon mehr gescheit,
Sind längst beseelt vom Geist der Pünktlichkeit,
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Unfehlbar sicher trifft die Exzellenz
Beim Hofe ein zur höchsten Audienz.
Der Herr Beamte, immer thatenfroh
Erscheint auf die Minute im Büro.
Dem Reiseonkel, selbst in größter Hast,
Passiert es nie, daß er den Zug verpaßt.
Der Schüler, dem das Lernen ein Genuß,
Weiß ganz genau, wann er zur Stunde muß.
Und der Soldat erst recht ist prompt am Platz
Bei der Parade, wie bei seinem Schatz. –
Kurzum, präzis benimmt sich fast ein Jeder. –
Das macht allein die kleine stramme Feder,
Die innerlich das runde Ding bewegt,
Was man als Mensch von pünktlicher Dressur,
Besonders, wenn es eine Nomos-Uhr,
Zu Nutz und Zier am warmen Busen trägt.
Sehr häufig zieht der Jüngling sie herfür
Und macht damit auch andern ein Pläsier.
Februar 1907

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 1711. An die Nomos-Uhr-Gesellschaft Glashütte. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-2235-7