722) Die ungetaufte Glocke. 1

Vor langen Jahren wurde zu Warendorf auf dem Thurme der alten Kirche eine neue Glocke aufgehangen, die Glocke hatte man aber nicht getauft. Als man nun mit derselben zu läuten anfing, da kam mit einem furchtbaren [686] Heulen und Geschrei der Teufel durch die Luft geflogen, holte die Glocke von dem Thurme und warf sie eine halbe Stunde weit von der Stadt in die Ems, in einen tiefen Kolk, der der grundlose Kolk heißt. In diesem liegt sie noch, der Kolk ist aber so tief, daß noch kein Mensch bis auf den Grund hat fühlen können. Daß aber die Glocke noch darin ist, kann man an den vier hohen Festtagen hören, denn wenn dann des Abends in der Stadt mit allen Glocken geläutet wird und man wirft einen Pfennig in den Kolk, so fängt auch die ungetaufte Glocke tief unten an zu läuten.

Fußnoten

1 S. Stahl Th. I. S. 112.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Westphalen. 722. Die ungetaufte Glocke. 722. Die ungetaufte Glocke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4477-1