429. Eine Hexe holt ihren Mann auf einem Bocke aus der Fremde.

(S. Bräuer, Curiositäten S. 67.)


Zu K., einer Pommerschen Stadt, hatte ein Salzknecht ein altes Weib, bei der er nicht gern blieb. Deshalb gab er einst vor, er wolle nach Hessen, [464] seiner Heimath wandern und allda seine Freunde besuchen. Weil sie aber besorgte, daß er vielleicht nicht wiederkommen werde, wollte sie ihn nicht fortlassen, allein er reisete nichts destoweniger ab. Wie er nun etliche Tagereisen zurückgelegt hat, kommt auf dem Wege von hinten zu ein schwarzer Bock, schlüpft ihm zwischen die Beine, erhebt ihn und führt ihn wieder zurück, und zwar geradezu, durch Wald und Feld, über Wasser und Land, in wenig Stunden, und setzt ihn vor dem Thore der Stadt in Angst, Zittern, Schweiß und Ohnmacht nieder. Sein Weib aber heißt ihn mit höhnischen Worten willkommen: »Schau, bist Du wieder da, so soll man Dich lehren daheim bleiben!« Hierauf that sie ihm andere Kleider an und gab ihm zu essen, daß er wieder zu sich selbst käme.


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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. 429. Eine Hexe holt ihren Mann auf einem Bocke. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-4D02-1