854) Die Zwerghochzeit.

Gräve S. 174. Darnach Winter in d. Constit. Z. 1854. Nr. 29.


Wenn man von Gaußig nach Neukirch geht, kommt man über eine mit verschiedenen Hölzern bewachsene Anhöhe, links neben derselben erblickt man aber einen freien, mit Wiesenblumen bedeckten Platz, gewöhnlich der Tanzplatz genannt. Von diesem erzählt man, daß in der Bartholomäusnacht auf einmal ein dichter Nebel von der Erde aufsteigt, aus welchem nach und nach kleine niedliche Geschöpfe beiderlei Geschlechts auftauchen, in das nächste Buschwerk schlüpfen und dann, wenn der Nebel verschwunden ist, Paar und Paar unter Vortritt von Spielleuten aus dem Dickicht kommen, ein schön geschmücktes Brautpaar mit sich führen, dreimal im Kreise herumziehen, sich dann an eine reich besetzte Tafel [267] setzen, an welcher Braut und Bräutigam den Ehrenplatz einnehmen, sich an Speise und Trank gütlich thun, und nach beendigter Mahlzeit in lustigem Reigentanze sich umherschwenken, bis sie, wenn der Frühnebel aufsteigt, in ihre unterirdische Wohnung zurückkehren. Wer ihnen durch Zufall in den Weg geführt wird, den beschenken sie reichlich, wer sie aber belauern will, der büßt seinen Vorwitz mit einem Buckel voll Prügel.


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TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. 854. Die Zwerghochzeit. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-55BB-F