[184] 25/7072.

An Christian Gottlob Voigt

Den Bericht des Cammerassessors über die jenaische neuste Expedition werden Ew. Excellenz fol. 22 beygehender Acten eingeheftet finden, so wie die Copie einer Registratur dessen, was dabey vorgenommen – fol. 23 und 24. Es ist daraus, wie aus einigem mündlich nachgeholten, ersichtlich daß das Aufgetragene durchaus befolgt worden, und daß überhaupt in den für die Wissenschaft bestimmten Räumen und dort aufbewahrten Geräthschaften gute Ordnung herrscht.

Bergrath Voigt wird, nachdem er durch die Autorität Herzoglicher Commission berechtiget, den [184] Hofgärtner Wagner in seine Grenzen zurück gewiesen, die botanische Anstalt in die erste, vom Professor Batsch, mit wissenschaftlicher Genehmigung Herzoglicher Commission, bestimmte Ordnung zurückbringen und dieses Sommerhalbejahr vorzüglich dazu anwenden.

Wie die Thätigkeit des Bergrath Lenz sich nach allen Seiten gleichbleibe, und wie gut er wisse, fremde und entfernte Personen für unsere Zwecke zu interessiren, davon zeugen die beygelegten Briefe und verschiedenen Verzeichnisse von bedeutenden und unterrichtenden Gebirgsfolgen.

Professor Fuchs würde auch in Vermehrung des Kabinetts vorschreiten, wenn ihm nicht die Cadaver von allen Seiten verkümmert würden.

Das chemische Laboratorium zog billig eine vorzügliche Aufmerksamkeit auf sich, da dieses, seiner Natur nach, einer beständigen Thätigkeit gewidmet seyn muß. Bergrath Döbereiner unterläßt nicht durch Verfolgung neuer Versuche seiner Geschicklichkeit Ehre zu machen (fol. 25 seq.), wie er denn auch in dem Schweiggerischen Journal Notiz davon zu geben Gelegenheit nimmt, weil denn doch von einem academischen Lehrer vorzüglich verlangt wird, daß er seine Talente durch den Druck bekannt mache.

Wenn er anzeigt daß seine Versuche kostspielig sind, so ist ihm wohl zu glauben; denn da er mit Kohlen, Salzen und Geistern zu thun hat, die sich [185] mehr oder weniger verändern oder verflüchtigen, so ist der Chemiker derjenige Naturforscher, der am meisten auf einen billigen Zuschuß Anspruch machen kann.

Herzogliche Commission wäre in dem Fall ihn gegenwärtig ohne ihre Unbequemlichkeit zu unterstützen, wenn sie ihm aus der Separat-Casse 50 rh. zugestehen wollte, da die von Ihro Kaiserlichen Hoheit gnädigst verwilligte Summe nicht nur zur Anschaffung von Instrumenten, sondern auch zu anderen Requisiten anzustellender Versuche bestimmt ward.

Mit Ew. Excellenz gefälliger Beystimmung würde die Angabe einer solchen Summe besorgen mit dem Vorbehalt, daß Bergrath Döbereiner bey seinem nächsten Berichte, zu welchen Versuchen sie angewendet worden, anzeigen möchte.

In einem orangefarbnen Papierchen liegt das Metall bey, welches aus der Kohle dargestellt werden kann, aber freylich noch weit von der Eigenschaft des Goldes entfernt zu seyn scheint.

Herr von Münchow kommt in diesen Tagen von Halle zurück oder ist schon angekommen. Der neue Krieg setzt unserem parallaktischen Instrumente abermals Hindernisse entgegen, die Arbeiter ergreifen die Waffen und die Einquartirung verengt die Werkstätten.

Von den hessischen und sächsischen Walzwerken ist die Nachricht eingegangen, daß sie das Messingblech in der Größe, wie wir es verlangen, nicht liefern [186] können. Man wird das Rohr von Kupfer machen müssen, welches denn auf eins hinaus kommt. Und so muß man denn sehen wie man die täglichen Hindernisse besiegt, es bleibt hier wie überall nichts anders übrig.

Weimar den 19. April 1815.

J. W. v. Goethe. [187]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6AEE-1