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An Marianne von Eybenberg

Wie man den Vogel an den Federn, den Löwen an den Klauen erkennt, so erkennt man die Freunde an den Lanzen, die sie wohl gelegentlich für einen brechen. Es geziemt Ihrem Charakter, ihre Überzeugung nicht zu verbergen, und ich freue mich, daß Sie gerne bekennen, wie Sie von mir denken, es ist aber auch lebhaft wechselseitig.

Was Sie mir für Beaulieu geben mögen, empfangen er und ich mit dem schönsten Danke. Senden Sie mir noch Alles hieher, ich bleibe noch acht Tage und dann geb' ich Anweisung, mir's nachzusenden.

Von dem Italiener lassen Sie sich die nächsten Preise von jedem Steine melden und zeigen mir sie an. Man hat alsdann noch die Wahl, ein und den andern zu behalten.

Was soll ich aber sagen, daß ich Sie zu Ende Ihrer Kur und dieses schönen Sommers in solcher Sorge sehe, wie sich die öffentlichen Angelegenheiten [159] wenden können? Und was das allgemeine Schicksal für Einfluß auf Sie haben wird? Möge das drohende Gewitter vorübergehen! Ist es demonstration, ist es Ernst, wer kann das ahnden?

Empfehlen Sie mich der Prinzeß Solms Hoheit zum schönsten und besten, so auch den wohlwollenden Freundinnen.

Sagen Sie mir, wie lange unser Herzog noch in Töplitz bleibt, oder ob er schon weg ist? Empfehlen Sie mich ihm zu Gnaden und Hulden, wenn er noch neben Ihnen wandelt.

Von mir kann ich so viel sagen, daß ich meine Tage gerade so zubringe, als wenn ich erst mein Fortkommen in der Welt suchen wollte. Ich bin unausgesetzt auf allerley Weise fleißig. Möge dadurch Ihnen auch einmal eine frohe Stunde werden. Adieu, beste.

Carlsbad den 22. August 1808.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Marianne von Eybenberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B67-9