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An Carl Ludwig von Knebel

Indem ich dir, mein lieber Freund, für deine Mittheilungen schönstens danke, sende ich das Journalstück wieder, welches einen auch mir sehr bedeutenden Aufsatz enthält. Ich leugne nicht, daß die Verbindung des Erd- und Eisenmagnetismus mit den übrigen Polaritäten der physisch-chemischen Natur, welche bisher noch nicht hat glücken wollen, ein wissenschaftliches Ereigniß wäre, welches ich zu erleben wünsche, da ich an der Möglichkeit gar nicht zweifle. Am [257] allererfreulichsten müßte es für mich seyn, wenn eben jener Magnetismus unmittelbar mit der Farbe in Rapport gesetzt werden könnte. Ich habe auch auf Veranlassung der italiänischen Nachricht einige Versuche gemacht, die aber ohne Resultate geblieben sind. Da die angegebenen Versuche jedoch sehr einfach sind, so hoff ich, man wird sie an mehreren Orten wiederholen, und vielleicht ist jemand glücklich genug den wahren Punct zu treffen. Ich wünsche, daß sich Seebeck dafür interessirt, um so mehr, da er die Gebrüder Burukes in Nürnberg neben sich hat, welche in magnetischen Angelegenheiten sehr gewandt und erfahren sind.

Die Nachricht, daß unsere liebe Prinzeß nicht ganz wohl ist, betrübt mich. ich wollte ihr und uns wohl gönnen, daß sie in guter Jahrszeit ihr altes Bergland wieder beträte und die frische Luft desselben einathmete.

Prinz Bernhard wird in Paris sehr fetirt und man hört nichts als vergnügliches von ihm.

Herrn Doctor Gries danke vielmals für die außerordentlich schönen Stanzen. Es wäre ein großer Gewinn, wenn er die ganze Einsiedelsche Vorarbeit gleichmäßig beachten und sie dem herrlichen Rhythmus des Originals und jener glücklichen Diction näher führen wollte. Ich würde alsdann die theatralische Aufführung möglich zu machen suchen und ich sollte mir viel Wirkung von dem Stücke versprechen.

[258] Was Herrn Baum betrifft, so rathe ich dir im Vertrauen, auf ihn etwas acht zu haben. Ich habe Ursache, ihn nicht ganz für das zu halten, wofür er sich giebt; doch sey dieses nur zu deiner eigensten Notiz gesagt.

Die Nachricht vor dem Tode des Prinzen von Oldenburg hat sich zu dem Heer von Übeln hinzugestellt, die uns befallen haben und bedrohen.

Indessen gehn wir muthig auf vier Geburtstäge los, die wir sämmtlich innerhab vierzehn Tagen zu feyern haben. Neue Theaterstücke, Concerte, Tänze werden sich hervorthun. Ist das alles geleistet, so hoff ich gegen Ende Februar wieder einige gute Tage bei euch zuzubringen.

Wie geht es Lenzen? Ich habe nur die allgemeinsten Nachrichten von seinem Unfall und seiner Heilung.

Und so lebe denn recht wohl und laß von Zeit zu Zeit etwas von dir hören und grüße die Deinigen schönstens!

Weimar den 20. Januar 1813.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C3F-E