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An Johann August Barth

[Concept.]

[Weimar, 10. December.]

Sie hätten mein werthester Herr Barth, die Vereinigung der beyden Universitäten zu Breslau nicht schöner feyern können, als durch das polyglottische Heft, für dessen gefällige Übersendung ich zum besten danke. Eine Sammlung verschiedener Schriftmuster, wodurch man zeigt was eine Offizin in verschiedenen Sprachen leisten könne, ist nirgends mehr am Platz als in der Hauptstadt Ihrer ansehnlichen Provinz, welche von so verschiedenen Nationen umgeben liegt und durch einen ausgebreiteten Handel auch mit entfernteren in Verbindung steht. Der Augenblick den Sie wählen damit hervorzutreten, ist gleichfalls der schicklichste, indem jetzt mehr als jemals sich bildungsfähige und gebildete von allen Enden her, bey Ihnen versammeln werden, welche in fremden Sprachen Unterricht nehmen und geben, und also zunächst der Buchdruckerkunst bedürfen sowohl um Kenntnisse zu empfangen als mitzutheilen. Ich bin überzeugt, das Ihr Verdienst von Jedem, besonders auch von Ihren Vorgesetzten anerkannt werden und Ihnen zu Ehre und Vortheil gereichen wird.

Noch darf ich hinzufügen daß mich der correcte Abdruck derjenigen Stücke, wovon ich die Sprache verstehe, [209] sehr gefreut hat. Lassen Sie diesen Vorzug welchen diese Musterstücke dadurch gewinnen, auch allen größeren Werken zu Theil werden, die aus Ihrer Offizin hervorgehen. Der Leichtsinn der Deutschen ist, was diesen Punct betrifft, in der letzten Zeit aufs höchste gestiegen. Öfters kommen einem Bücher zur Hand, besonders von historischen und wissenschaftlichen Dingen, die so fehlerhaft gedruckt sind, daß man so gelehrt, ja gelehrter seyn müßte, als der Verfasser, um sie mit Bequemlichkeit und Nutzen lesen zu können. Unterlassen Sie nicht diese Zierde zugleich mit den übrigen immer bey Ihren Arbeiten zu erhalten und sich dadurch noch besonders Achtung und Dank bey dem Publicum zu verdienen.

Mögen sie dem beyliegenden Blatte einige Aufmerksamkeit gönnen, und mir sowohl von jetztlebenden als frühern bedeutenden Schlesiern handschriftliche Proben gelegentlich zukommen lassen, so werden Sie mich sehr verbinden. Meine Sammlung hat den reinen Zweck das Andenken solcher Männer durch unmittelbare Documente bey mir den Meinigen zu erhalten.

Leben sie recht wohl und empfehlen mich den achtungswerthen Personen, deren Wohlwollen ich mir in Breslau hoffen darf.

Weimar

den 4. December

1811.

[210]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Johann August Barth. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D4A-A