26/7156.

An Christian Gottlob Voigt

Wiesb. d. 1. Aug. 15.

Verzeihung! wenn ich ein Blättchen, als käme es von Frauenplan, aus der Ferne herübersende. Die Post versäume nicht, um, für das Überschriebne, weniges danckbar zu erwiedern.

[61] Das Diarium einer achttägigen Reise wird mein Sohn vorlegen. Sie war sehr fruchtbar an Vergnügen und Belehrung. Daß mit Herrn v. Stein in so nahe Berührung gekommen, ist für mich, in vielfachem Sinne, höchst bedeutend und es ergeben sich aus diesem Anfange, für mich und für andre, gewiß erwünschte Folgen.


192.

Dinstag, den

Wien.

Se. k. k. Majestät haben vermittelst höchsten, aus Speyer vom 28. Jun. erlassenen Kabinet Schreibens, dem herzogl. Weimar'schen geheimen Rathe v. Göthe, das Commandeur-Kreuz des Oesterreichisch-Kaiserl. Leopoldi-Ordens in Gnaden zu verleihen geruhet.


Was den Orden betrift habe weiter kein Document als obige Stelle aus der Wiener Hofzeitung, nach welchem, als einem untrüglichen, auf dem Johannisberg, am 9ten Julius mir von Herrn v. Hügel und sonstigen Gegenwärtigen, gar freundlich gratulirt worden. Ich vermuthete, es sey an Ihro Hoheit, den Grosherzog gesendet, und freute mich es aus dieser Hand zu erhalten. Ew. Excellenz erlangen vielleicht nähere Kenntniß durch unsern Geschäftsträger in Wien. Wenn es einmal seyn soll; so wünschte mich an Serenissimi Geburtstag damit zu schmücken.

Die neuen Baulichkeiten und Baudirecktionen verlangen freylich einen guten Rückenhalt, wofür Ew. Excell. wie immer treulich sorgen und gewiß um so[62] lieber als man, bey manchen National-Gebrechen, doch die Aussicht hat, die fremden Verbrechen los zu seyn.

Denn was für Übel den Franzosen begegnen mag; so gönnt man es ihnen von Grund des Herzens, wenn man die Übel mit Augen sieht, mit welchen sie seit zwanzig Jahren diese Gegend quälten und verderbten, ja auf ewig entstellten und zerrütteten. Die neue Regierung findet schwere Aufgaben. Davon mündlich. Auf alle Fälle leben wir dorthinten, mit mehr oder weniger Seelen, wie in limbo patrum.

Möge ich bey meiner Rückkehr die Gesinnungen wieder finden, die mich so glücklich machen. Serenissimo bitte mich angelegentlichst zu empfehlen.

Treu ergeben und geeignet

Goethe.


Wiesb. d. 8ten Aug. 1815.

Zu inliegendem habe, nach verfloßner Woche, hinzuzufügen, daß indeßen die Ordensdecoration, durch Herrn v. Hügels freundliche Hand erhalten und meinen schuldigen Danck des Fürsten von Metternich Durchl. sogleich abgestattet habe. Gar manigfaltige gute und schöne Wirckung entwickelt sich aus dieser mir gewordnen Gnade.

Am zwölften hoffe in Franckfurt einzutreffen, und von mir fernere Nachricht zu geben. Glückwünschend zu dem neuen Besitz, ob er gleich nur theilweise überliefert wird. Angeeignet

G. [63]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6FDE-C