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An Christiane von Goethe

Ob du, mein liebes Kind, die Geschichte unserer ersten Reisetage, die ich bey Herrn von Verlohren in Dresden zurückließ, erhalten hast, ist freylich sehr ungewiß. Auch ist erst gestern über Eger ein Brief an dich abgegangen. Weil dieser aber wahrscheinlich geschwinder zu dir kommt, so will ich dir dessen Inhalt kürzlich wiederholen, vorher aber sagen daß mich der Brief vom 30. Apr. höchlich vergnügt hat, [339] für den so wie für alles andre Gute Wolffen der beste Dank werden soll.

Sonnabend den 17. kamen wir zeitig nach Naumburg und besahn uns noch in der Stadt. Den 18. waren wir in Leipzig und konnten uns umsehn. Abends gingen wir in ein Declamatorium. Den 19. kamen wir Abends nach Meißen, bey dem herrlichsten Weg und dem besten Wetter. Uns begegneten fast keine Truppen. Den 20. befanden wir uns im Dom und sonst, und fuhren Abends nach Dresden. Den 21. und 22. besahen wir die Merkwürdigkeiten von Dresden, den 23. fuhren wir nach Tharand wo wir den Forstrath Cotta besuchten. Den 24. kamen Kaiser und König. es war ein unendliches Treiben und Wesen. Den 25. fuhren wir nach Pirna und hatten daselbst einen sehr schönen Abend. Den 26. um 3 Uhr waren wir in Töplitz, ich fing gleich an zu baden, spazieren zu fahren und zu arbeiten. Die umliegende Gegend besuche ich fleißig. So ging es fort bis Sonntag den 9., da erhielt ich euren Brief, der mich sehr beruhigte. Die Hoheit ging nach Tafel ab und seit der Zeit hab ich im Stillen mein einfaches Leben fortgetrieben. Das Bad bekommt mir wieder ganz vortrefflich und es fehlt mir nichts als öftere und ausführlichere Nachricht von euch.

Ein herzliches Lebewohl.

Töplitz den 14. May 1813.

G. [340]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7426-E