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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Wohlgeb.

freundliches Schreiben bestimmt mich auch wieder einmal die Feder zu ergreifen; denn bisher mochte man sich kaum in die Nähe, geschweige in die Ferne mitteilen. Wir haben abermals viel erlebt; der verlängerte Waffenstillstand, der Congreß zu Prag geben uns Ruhe für den Augenblick, für die Zukunft Hoffnung. Persönlich habe ich nicht zu beklagen, seit dem 26ten April befinde ich mich hier und konnte mir selbst leben. Dadurch ward es möglich, daß der [398] dritte Band zu Michael erscheinen kann, gebe der Himmel Frieden; so werden wir auch Leser finden. Ich war um so fleißiger und aufmerksamer als ich selbst in diesen wilden Zeiten viele Theilnehmende, aufmunternde Personen antraf.

Wenn das für einen kleinen Kreis zunächst bestimmte Andenken Wielands, durch Ihre Vermittlung, auch in einem größeren sich einigen Beyfall erwerben kann, soll es mir sehr angenehm seyn. Ohne die ganz besondere Veranlassung hätte ich diese, zu sehr sorgenvoller Zeit, mir einigermaßen abgenötigte Arbeit nicht unternommen. Für den Damenkalender habe ich leider nichts bey mir. Was man Ihnen unter dem TitelRechenschaft mitgetheilt, wüßte ich nicht was es seyn könnte. Halten Sie es jedoch für Ihre Zwecke dienlich so willige auch ohne bestimmte Kenntniß in den Abdruck.

Schon dieses Frühjahr waren meine Gedanken nach Ihren Gegenden gerichtet, in Überzeugung einer freundschaftlichen Aufnahme, auch bin ich diesmal gewissermassen hierher verschlagen worden; doch fesseln mich gar viele Bande der schönsten Verhältnisse an Böhmen und die Kaiserlichen Lande. Durchl. der Herzog sind seit acht Tagen hier, die Großfürstinnen Marie und Catharine in Carlsbad. Wo ich den Überrest des Sommers zubringe weis ich selbst noch nicht. Aus untengezogener kleiner Rechnung ersehen Ew. Wohlgeb. daß mein älteres Guthaben erschöpft und ein neues [399] in Anspruch gekommen sey. Für den mir gegönnten Credit habe ich in diesen Zeiten, mehr als jemals zu danken. Mich zu wohlwollenden Andenken bestens empfehlend

Teplitz d. 13. Juli 1813.

J. W. v. Goethe.


d.26. Apr. Dresden an Hauptm. Verlohren rh.100
19. May Töpliz an Edl. v. Lämel in Prag 400
15. Juni Töpliz an denselben 200
10. Juli Töpl. an Cammer Ass. v. Goethe300
rh.1000
Guthaben592:10
Aufs Neue rh.407:14

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-78B2-5