[32] 20/5508.

An Friedrich Justin Bertuch

Indem ich Ew. Wohlgeb. Concept und Mundum wieder zurücksende, ersteres von Serenissimo vidirt, von mir signirt, letzteres von mir unterzeichnet, so bitte ich nunmehr in der Sache ungesäumt weiter fortzuschreiten.

Das Erste wäre nun, sämmtliche hiesige Brüder zur Mitunterschrift des Schreibens einzuladen, sodann eine Conferenz zu halten und in derselben sich über die Personen zu besprechen, welche man zunächst veranlassen möchte, zu der Verbrüderung gleichfalls beyzutreten. Mit Herrn Geh. Reg. Rath Voigt und Müller sowie mit Kriegs Rath Weiland habe gesprochen und Diese sind bereitwillig. Präsident v. Fritsch und Herr von Ziegesar wären auch zu begrüßen und wenn man sonst noch brauchen möchte. Durchlaucht haben sich auch wegen Beytritt des Durchl. Erbprinzen beyfällig erklärt.

Wollte man nun zu Johanni eine gemeinschaftliche Wallfahrt nach Rudolfstadt anstellen, so könnte gleich dort, unter Beyrath des Herrn v. Beulwitz, die hiesige Loge formirt werden. Kömmt es zur Wahl der Stellen, so bitte ich beyliegendes versiegeltes Blatt zu eröffnen, worinnen mein Votum auf diesen Fall enthalten ist.

Um lebhaften Betrieb und Beschleunigung der ganzen Sache bitte ich, Theils weil ich sie selbst für[32] wichtig halte, theils weil Serenissimus diese Beschleunigung wünschen und erwarten.

Die Ritualien folgen hierbey.

Weimar, den 11. May 1808.

Goethe.


[Beilage.]

An
die hochw. Loge »Günther zum stehenden Löwen«

in

Rudolfstadt.


Hochwster M. v. St.
S. E. u. geliebte Brüder!

Zeit und Umstände veranlaßten uns im Jahre 1782, die Arbeiten unserer Loge »Amalia« einzustellen und bis jetzt ruhen zu lassen. Zeit und Umstände veranlassen uns anjetzt, unsere Loge »Amalia« wieder zu eröffnen und unsere Arbeiten in derselben zu erneuern. Wir sind indessen als Maurer nicht unthätig geblieben. Wir haben in der Stille Welt und Menschen, Geist der Zeit und Resultate seines Wirkens, Fortgang der Maurerey zu ihrer Vervollkommnung beobachtet und auch ohne Logenverband unsere Maurerpflichten getreu zu erfüllen gesucht, so weit es uns möglich war.

Mehrere Erfahrungen, die wir indessen sammelten, und schätzbare Aufklärungen, die wir über Zweck und Wesen unseres Ordens erhielten, haben bey uns den Entschluß bewirkt, bey unseren Arbeiten das ehedem[33] bey der Loge »Amalia« angenommene, anjetzt aber nicht mehr brauchbare System der stricten Observanz zu verlassen und anjetzt das weit mehr gereinigte, zweckmäßigere und dem Geist unserer Zeit und Kentnisse mehr entsprechende System der großen Provinzialloge von Niedersachsen zu Hamburg, nach welchem auch Sie arbeiten, anzunehmen und uns mit gedachter großen Provinzialloge von Niedersachsen zu vereinigen.

Hierzu find nun nicht allein wir unterzeichneten ältere Brüder, Meister und Mitglieder der Loge »Amalia« entschlossen, sondern es haben auch unsere übrigen hier lebenden, mitunterzeichneten und anjetzt noch keiner anderen Loge als der Ihrigen angehörenden gel. Brr. Sich mit uns zur Wiedereröffnung der Loge »Amalia« nach obengedachtem Systeme mit höchster Genehmigung des Hochwsten und Durchlsten Bruders Carl August, unseren innigst geliebten Herzogs und Landesregenten, vereinigt. Wir achten es daher für Schuldigkeit und Bruderpflicht, Sie von diese Entschlusse hierdurch zu benachrichtigen, und hoffen gewiß, daß Ihnen diese Nachricht nicht allein angenehm seyn werde, sondern auch, daß die Loge »Amalia« bey der neuen Einrichtung und Anordnung ihrer Arbeiten auf die gütige und brüderliche Unterstützung der Loge »Günther zum stehenden Löwen« gewiß rechnen könne. Diese Unterstützung, um welche wir Sie brüderlich bitten müssen, würde vor der Hand in folgenden zwey Stücken bestehen, nämlich:

[34] 1) Da wir gewisser Umstände wegen die Loge »Amalia« nicht sogleich förmlich wieder eröffnen können, sondern vor der Hand blos in der Meisterconferenz noch einige Zeit arbeiten werden, daß Sie also bey unserer Loge »Amalia« sich meldenden Candidaten, wenn wir über ihre Aufnahme entschieden haben und sie Ihnen präsentiren, auf Requisition für uns und als Mitglieder der Loge »Amalia« aufnehmen undavanciren.

2) Daß Sie uns selbst erlauben, uns vor der Hand nur so lange, bis wir unsere Loge »Amalia« selbst wieder förmlich eröffnen können, als Mitglieder zu Ihrer Loge zu halten (da wir dies Alle nicht schon sind) und an allen Ihren Arbeiten theilnehmen zu lassen.

Sie werden uns durch die gütige Erfüllung unserer Wünsche und Bitten recht sehr verbinden und einen neuen Beweis Ihrer brüderlichen Liebe geben. Von uns können Sie ein Gleiches in allen Fällen mit Zuversicht erwarten. Denn wir wünschen nichts mehr, als Ihnen unsere Verehrung und Bruderliebe zu bethätigen, mit welcher wir vom Osten bis zum Westen des Lebens verharren als

Ihre treuverbundensten Brüder. [35]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Friedrich Justin Bertuch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7933-E