37/54.

An Friedrich Jacob Soret

»Entrévernes, in Savoyen, ist ein hochliegendes Dorf, welches 1 1/2 Lieues südlich von dem Anfange des Sees von Annecy, gegenüber auf der anderen Seite desselben, ganz in der ungeheuern Vormauer versteckt liegt, welche die Centralkette der Alpen von der Ebene trennt. Es ist nicht die erste Kalkkette zwischen dieser und den Gletschern; die erste Kette bildet die Fortsetzung des Jura die sich zwischen Chambery und der Rhone bis zur Isère fortzieht, die zweyte beginnt jenseits des Thales von Chambery und bildet eine furchtbare Felsenkette von Alpenkalkstein.

In der Höhe am Anfange des Thales von Entrévernes steht ein senkrechter Fels, an welchem die Schichten fast so senkrecht, als der Fels selbst, sich folgen. Hier fiel das mehrere hundert Fuß hohe sichtbare Flötz zuerst den Baulustigen auf. Sie legten Stollen nebeneinander an, erbauten Magazine, richteten eine Schiffahrt auf dem See ein und führten eine kostbare und schöne Straße vom See zu den Berggebäuden.[57] Der Erfolg entsprach den großen Anstalten nicht; die Schichten standen zu senkrecht, um dauernde Güte der Kohlen erwarten zu lassen die Höhe in welcher die Berggebäude lagen, erforderte viele Anstrengungen.

Nach Herrn v. Buchs barometrischer Messung liegen die Berggebäude am Fuße des Felsens 2864 Fuß über dem Meere.«

(Vorsehendes ist ausgezogen aus Hèron de Villefosse, Mineral-Reichthum, deutsch von Carl Hartmann, 1822, Band 2, Seite 523 u.f.)

Sollte nun jener Bergbau noch betrieben werden und die Berggebäude bewohnt seyn, so wird man wahrscheinlich daselbst auch meteorologische Beobachtungen anstellen. Hievon die barometrischen mitgetheilt zu erhalten, würde für uns von der höchsten Bedeutung seyn, indem wir ein Mittelglied erhielten zwischen dem Stift Tepl, das 2000, und dem Bernhards-Hospiz, welches ohngefähr 7500 Fuß über dem Meere angegeben ist. Jede deshalb übernommene Bemühung würde mich höchlich verpflichten.

Zuvörderst wünschte jedoch die Beobachtungen vom December des vorigen Jahrs und, wenn es möglich wäre, die von dem laufenden nach und nach vollständig. Man würde gern etwas Angenehmes dagegen mittheilen.

Verzeihung erbittend.

ergebenst

Weimar den 8. Juni 1823.

Goethe. [58]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1823. An Friedrich Jacob Soret. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7977-5