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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

begrüße sogleich bey meiner Ankunft von Carlsbad, wo es mir in jedem Sinne wohl ergangen. Sodann danke zuvörderst für die Gewährung meiner Wünsche, indem ich die Fortsetzung der vorletzten Ausgabe meiner Werke durch Ihre Geneigtheit hier angetroffen.

Was die Übersetzung des Buches Kabus betrifft, [83] so hatte solche Prälat von Diez auf seine Kosten drucken lassen und sie der Nicolai'schen Buchhandlung in Commission gegeben. Was er in seinem Testamente über das Eigenthumsrecht verfügt, ist mir nicht bekannt; ich will aber sogleich nach Berlin schreiben, um zu erfahren, wie sich die Sache verhält, und das Weitere melden.

Gar manche typographische Unternehmung hätte wohl einleiten können, ungern blicke zurück auf alles was ich mußte liegen lassen. Hiezu gehörte aber eine glücklichere Umgebung: Literatoren und Gelehrte. Künstler und Kunstfreunde, Verleger und Buchdrucker von ersten Rang, zu Erleichterung der Arbeit und der Ausführung.

Was wird in Paris und London nicht alles möglich, was bey uns hängen bleibt und stockt. Hätte ich das Glück, in Ew. Hochwohlgeboren Nähe zu leben; so würde manches geschehen seyn und noch geschehen; aber solche Dinge wollen besprochen seyn, daß man sich über Zweck und Mittel vereinige und daß die Unternehmung auch zur rechten Zeit reifen und in's Publicum treten könne. Auf Naturwissenschaft Bezügliches besitze noch manches Vortreffliche, in Zeichnungen mit Entwürfen und Aufsätzen, die auch jetzt nicht zu spät kämen; jene würden durch den Steindruck jetzt leichter zu überliefern seyn; doch ist alles zu weitschichtig als daß ich es anbieten oder unternehmen könnte.

[84] Ein Gleiches gilt von Zeichnungen zur Italiänischen Reise, eignen und fremden, ausgeführt, in reinen Umrissen, skizzenhaft angedeutet; darunter soviel Interessantes, daß der verstorbene Kaaz die Redaction übernehmen und dem Kupferstecher vorarbeiten wollte. Nach seinem Tode kamen die Blätter wieder in meine Hände; auch ein recht geschickter von unsern Künstlern hat, unter meiner und Hofrath Meyers Einwirkung, daran zu arbeiten angefangen; allein weil immer augenblicklich mehr zu verdienen ist als an solchen Arbeiten, mit Folgen, auf Hoffnung; so ist die Sache dadurch noch nicht viel weiter, ob ich gleich auch diese Arbeit schicklich und billig honorirt habe.

Sieht man die Reise des Grafen Forbin an, die, kaum vollbracht, schon in's Publicum springt wie Minerva aus Jupiters Haupt; so fühlt man freylich die Lähmung an der wir Deutschen kranken.

Den Boisserée's wünsche ich Glück daß sie endlich einen Hafen gefunden und sich Ihrer Theilnahme an so ernster und edler Unternehmung freuen. Die Bemühungen und Sorgen dieser jungen Männer sind allerdings respectabel. Sollte mir irgend etwas vorkommen was ich zu Ihren Zwecken für dienlich hielte, so würde nicht ermangeln davon Nachricht zu geben.

gehorsamst

Weimar den 25. October 1819.

J. W. v. Goethe. [85]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1819. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-79FF-4