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An Friedrich Schiller

Herzlichen Dank für den Antheil an meinem Befinden! Die Folgen einer Erklärung hatten mich 24 Stunden sehr übel geplagt, nun bin ich aber völlig wieder hergestellt und hoffe noch zu Ende dieser Woche zu reisen. Hier kommt der abermals ermordete, oder vielmehr in Fäulniß übergegangene Gustav der Dritte, es ist so recht eigentlich eine Bettelsuppe, wie sie das deutsche Publicum liebt, diese Art Schriften sind an die Stelle der Gespräche im Reiche der Todten getreten, die auf unsere Wahrheit liebende Nation immer großen Eindruck gemacht haben. Der neue Dichter ist recht brav und es wäre mir angenehm ihn kennen zu lernen, Sie verbessern vielleicht noch hie und da eine Kleinigkeit, nur um der Klarheit willen, seine Einsamkeit und Enge sieht man ihm freylich an.

[205] Der Herzog ist gestern angekommen und sieht recht wohl aus, auch ist die berühmte Marianne Meyer hier, es ist Schade daß sie nicht einige Tage früher kam, ich hätte doch gewünscht daß Sie dieses sonderbare Wesen hätten kennen lernen. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau. Da ich Gedichte von der Hand Ihres Schreibers sah, glaubte ich schon die Kraniche fliegen zu sehen. Ich bin so außer Stimmung daß ich heute sogar meine Prosa bald schließen muß.

Weimar am 26. Juli 1797.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1797. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7D6D-8