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An den Großherzog Carl August

Ew. Königliche Hoheit

beglücken mich nach zufälligem verspäten mit dem höchst ähnlichen Bild eines werthen Freundes in dem alleranmuthigsten Augenblick, da ich eben auf beyliegenden Brief und die hinzugefügte Sendung dankend zu antworten im Begriff bin und ihm also desto freudiger vermelden kann, daß ich mich unmittelbar an seiner bildlichen Gegenwart belebe.

Wenn die Absicht der poetischen Sammlung, Höchst Denenselben einen heitern Augenblick zu bereiten, gelungen ist, so freuen sich sämmtliche Theilnehmer auf's innigste. Höhere Absichten und ihre Folgen drückt wohl die Poesie am besten aus; sie darf in der Gegenwart die Zukunft sehen, lebhafter als dem Verstande geziemt, und eine begonnene That ermuntern, deren glücklichen Erfolg sie weissagt; den zu ästhetischen Zweck näherverbundenen Freunden war eine solche Gelegenheit höchst willkommen, um erprobt zu sehen, welch ein geistiges Leben hier immerfort im Stillen waltet. Möge die große und löbliche Absicht durch ein solches geringes Scherflein doch auch einigermaßen gefördert werden.

Verehrend

unterthänigst

Weimar den 26. December 1822.

J. W. v. Goethe. [246]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7FC0-9