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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königlichen Hoheit

treffendes Urtheil über die Schwarzenbergische Lebensgeschichte unterzeichne unbesehens; dem guten Verfasser fehlt wie so manchen andern wackern Männern jener Staaten eine gewisse ästhetische Bildung, wodurch man in den Stand wird, aus vorliegenden Theilen ein Ganzes zu schließen und abzurunden.

So hat uns denn auch Graf Boucquoi abermals mit ein paar Bändchen beschenkt, deren Inhalt vortrefflich ist und die herrlichen Gedanken mittheilt, die Form aber so wunderlich, daß man sich kaum des Lachens, des Lächelns nicht enthält. Jene sehen [194] durchaus was das protestantische Deutschland hervorbringt und glauben, es sey auch auf ihrem Wege erreichbar. Nach meiner Überzeugung entspringt das große Übergewicht, welches die Renegaten in Wien gewinnen, durch den ästhetischen Vorzug, jeder sieht sie als Musterbilder an, welchen man eifrig nachstreben und sich nach ihnen modeln muß.

2) Eine Passionsblume steht vor mir von der allerwundersamsten Bildung, man kann sie nicht genug ansehen, man ergötzt sich höchlich daran, indem sie die Gedanken verwirrt.

3) Auch nehme mir die Freyheit, eine Sendung von Frege beyzulegen, welche einige Zeit zurückhielt, weil ich vermuthete, man habe sich deshalb unmittelbar an Höchst Dieselben gewendet; da ich jadoch diesen wackern Leuten zu antworten habe, so wollte nicht ermangeln vorerst anzufragen. Die Sammlung mag allerdings kostbar seyn, allein bey dem großen Reichthum des jenaischen Museums möchten wohl nur Doubletten angeschafft werden; auch die orientalischen Münzen liegen, denk ich, zu weit ab von allem Übrigen, was Höchst Dieselben um sich an Merkwürdigkeiten versammelt haben. Nach Höchst Ihro nähere Bestimmung werde meine Antwort an Frege's einrichten.

Und so sey mir erlaubt, einiges in diesen Tagen nachzubringen.

Weimar den 2. November 1822.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-80A0-A