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An Kaspar von Sternberg

Die letzte reichhaltige Sendung erwidere mit dem lebhaftesten Dank, Sie gibt Hoffnung zur Übersicht des Unsichtbaren, ja sie gewährt schon den Wunsch den alle Forscher hegen müssen. Die unterirdische Flora hat schon längst aufgehört für uns unsichtbar zu seyn und eine methodische Folge der sucessiven Epochen wird uns bald nunmehr in's Klare setzen; sey dem unermüdlichen Fleiß des verehrten Freundes hiedurch Gruß und Heil gebracht.

Wobey ich nicht verschweigen kann, daß unser gnädigster Herr welcher schönstens grüßt, ingleichen Herr Staats-Minister v. Lindenau und sonst eifrige Naturfreunde lebhaften dankbaren Antheil an den köstlichen Blättern genommen.

Leider kann ich noch nicht wie ich wollte und sollte meinen Beytrag von den letzten und geringsten ja man möchte sagen trivialsten Erscheinungen geben. Mein Beauftragter hat wegen Mattstedt meinen Erwartungen nicht entsprochen und ich entschloß mich kurz und gut einen andern jungen Mann an Ort und Stelle zu schicken. Dessen Relation liegt bey, woraus denn nicht viel Trost zu nehmen ist. In das Innere des Berges wo die Kohle stärker, reicher und von vegetabilischen Resten begabter sich auswies [106] ist nicht mehr zu kommen, allein deswegen doch nicht alle Hoffnung aufzugeben.

Ein dem Werke früher Vorgesetzter der jetzt in Meinungischen Diensten steht hat, wie man mir versichert, auf dergleichen gesammelt und soll im Besitz bedeutender Stücke seyn. An diesen ist nun geschrieben und ich wünsche glücklichen Erfolg. Meine eigene Schränke und Catalogen habe durchgesehen, finde aber nirgends eine Spur der Mattstedter Kohle, ihr Gewinnen fiel in eine Zeit wo mein Antheil anderswo beschäftigt war.

Indessen sende doch die bey dieser Gelegenheit gefundenen Stücken sowohl der Kohle selbst als der Gebirgsarten. An jener ist merkwürdig daß sie so reich mit Schwefelkies durchwachsen ist.

Was aber die Nachrichten von Vegetabilien in der früheren Kohle betrifft so machen sie mich etwas zweifelhaft. Farrnkräuter und Holz kann ich nicht recht zusammen reimen; jene gehören der früheren, diese den spätesten Epochen an; doch bin ich zu wenig unterrichtet um diese Sache ausgleichen zu können. Möchten ein paar gute Musterstücke uns über allen Zweifel erheben und das Gewisse darstellen.

Das Kästchen geht mit der heutigen fahrenden Post ab, begleitet wie Gegenwärtiges von den besten Wünschen.

treu angehörig

Weimar den 5. Februar 1825.

Goethe. [107]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Kaspar von Sternberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-836E-A