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An Ferdinand von Lamezan

Hochwohlgeborner
Insonders hochgeehrtester Herr.

Für die seiner Zeit richtig eingegangene Medaille verbindlichst zu danken habe so lange angestanden, bis ich von Ew. Hochwohlgeb. die Beseitigung der eingetretenen politischen Hindernisse erführe. Gegenwärtig kann ich gehorsamst so viel melden, daß schon zwey Zeichnungen zur Rückseite bey mir eingegangen sind, welche viel Verdienst haben, aber noch einiges[153] zu wünschen übrig lassen. Drey andere sind mir versprochen, denen ich mit Ungeduld entgegensehe.

Ferner würde das Bildniß zu bedenken seyn. Könnte mir ein gutes Profilportrait zugesendet werden, so würde ich solches, zu dem vorgesetzten Zweck, durch einen geschickten Künstler, in gehöriger Größe, ausführlich zeichnen und so dem Medailleur vorarbeiten lassen; dabey wäre die Bekleidung und die Umschrift zu bestimmen.

Was die Ausführung betrifft, so wünsche ich noch immer daß sie in Rom geschehe, weil dadurch allein das Denkmal zu einer wahren Kunstwürde erhoben werden kann. Allein bey näherer Erkundigung und Betrachtung zeigen sich manche Schwierigkeiten. Daher ich vorerst folgenden Vorschlag thue. Es ist nöthig, daß wir einen Mittelsmann finden, der die Bestellung mache, und den ganzen ökonomischen und mercantilischen Theil über sich nehme. Sie haben bey sich in Mannheim Herrn Fontaine, der viele Connexion nach Italien hat, in so fern möchte er wohl derjenige seyn, der in diesem Falle am sichersten wirken könnte. Ich würde alsdann zu diesem Zweck Ew. Hochwohlgeb. ein italiänisches Promemoria zuschicken, welches Herr Fontaine an Mecandetti senden, oder durch irgend einen Freund in Rom bestellen könnte; da Herr von Humboldt bey seinen vielen Geschäften wohl eine gefällige Einsicht in das Geschäft nicht versagen, eine Einleitung und Leitung desselben aber ablehnen [154] dürfte. Wobey ich nicht unbemerkt lassen kann, daß ich bey meinen ersten Hoffnung vorzüglich auf Frau von Humboldt, eine geborene von Dacheröden rechnete, die sich als eine thätige Kunstfreundin immer bewiesen hat, nunmehr aber, nach einem Besuch in Thüringen, sich in Paris befindet.

Mögen Ew. Hochwohlgeb. mir hierüber gefällig Ihre Gedanken sagen; so werde ich nicht versäumen das Übrige nachzubringen.

Auf alle Fälle habe ich mich um die Talente deutscher und französischer Medailleurs mehr umgethan und hoffe auch davon bald mehr Rechenschaft geben zu können.

Für die übersendete Schwendimannische Medaille erstatte nochmals meinen lebhaftesten Dank. Aus derselben ersehe schon genugsam dieses wackren Künstlers Art und Kunst. Kommt die spätere Ew. Hochwohlgeb. einst zu Handen, so bitte meiner zu gedenken.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle und mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterzeichnen die Ehre habe.

Ew. Hochwohlgeb.

Weimar

ganz gehorsamster Diener

am 13. July

J. W. v. Goethe.

1804.
[155]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Ferdinand von Lamezan. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-838D-6