22/6196.

An Johann Friedrich Cotta

Ew. Wohlgeb.

freundliches Schreiben besucht mich zu einer ganz behaglichen Epoche. Wenn Titel und Vorwort an den Drucker abgeliefert sind; so fühlt man sich einen Augenblick frey und ledig und eine solche gute Stunde wird nicht besser als zu einer traulichen Erwiederung verwendet.

Möge jenes Werkchen aufgenommen werden wie es gegeben wird! Seit einiger Zeit klingen mir so viele theilnehmende Stimmen aus dem Publicum daß ich auch wohl für diesen Band das Beste hoffen [168] darf. Der zweyte kann Ostern erscheinen; er wird unsre Winterbeschäftigung seyn. Der Erbprinzeß von Mecklenburg Durchl. meine Verehrung und Anhänglichkeit öffentlich zu bezeigen muß mir denn doch zuletzt gelingen und als dann ist kein schicklicherer Weg als durch den Damenkalender, ich dencke daher daß Sie die Zueignung zu jenem Zwecke offen gelassen haben.

Was den Abdruck meiner Wercke betrifft; so wünschte ich daß Ew. Wohlgeb. die Ankündigung so lange zurückhielten, bis Sie mir nähere Auskunft deshalb gegeben. Daß ein solcher Abdruck mit, oder bald nach jener Octav Ausgabe erschiene dazu konnte ich wohl meine Einwilligung geben, daß sie aber so spät hervortreten soll scheint mir in mancher Rücksicht bedencklich.

Sollte es nicht besser, wircksamer und vortheilhafter seyn, gleich jetzt zu einer correckten, und completen Auflage zu schreiten, die um so vollständiger seyn könnte, als meine Confessionen den Weg bahnen, manches was für sich nicht bestünde als einen Theil des Ganzen aufzustellen.

Die Sache ist schon früher überdacht und vorgearbeitet und ich bitte mit Ihr einsichtiges Urtheil darüber aus; da sie mir bedeutend vorkommt; so sende ich gegenwärtiges durch Estafette; eine gefällige Antwort könnte mir wohl die reitende Post bringen.

[169] Eine Assignation auf 400 rh. habe ich in diesen Tagen (d. 21. September) auf Herrn Frege ausgestellt; nun aber wünschte ich vor allen Dingen meine Schuld zu tilgen, die ich ungern aufwachsen sehen, um sodann mit mehrerer Geistesfreyheit, in vorkommenden Fällen, mich des mir so zutraulich gegönnten Credits fernerhin bedienen zu dürfen.

Für die fortgesetzte Sendung des Morgenblats, wie der allgemeinen Zeitung, nicht weniger für die schönen Verlagsartickel, die ich erst nach meiner Rückkunft recht genossen und genützt dancke zum verbindlichsten.

Der ich recht wohl zu legen wünsche und mich zu geneigtem Andencken bestens empfehle

W. d. 28. Sept. 1811.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-83E1-6