[118] 20/5639b.

An den Herzog Carl August

Unterthänigster Vortrag.

Ew. Herzogliche Durchlaucht geruhen Sich über einige Punkte, die freye Zeichenschule sowohl hier als in Eisenach betreffend, eine gutachtliche Meynung vortragen zu lassen.

Erstlich: Was das hier zurückfolgende unterthänigste Supplicat des Aufwärters bey dem hiesigen Zeicheninstitute betrifft, welcher um ein freyes Quartier in dem neuen Local ansucht; so ist nicht zu läugnen, daß es der Sache zum Vortheil gereichen würde, wenn dieser Mann, der mit dem Holze, dem Einheizen, der Reinigung zu thun und manches andere an Ort und Stelle, auch außer den bestimmten Tagen, zu leisten hat, ein Quartier in dem Gebäude selbst erhalten könnte. Inwiefern dieß möglich und thunlich sey, muß ich denenjenigen überlassen, die eine nähere Kenntniß [118] des Locals und dessen gegenwärtiger und künftiger Bestimmung haben; wie denn die Entscheidung dieses Punktes Höchstem Ermessen und Gnade anheim gestellt bleibt.

Zweytens gehen die von Eisenach eingegangenen Vorschläge wegen der dortigen Einrichtung gleich falls hier wieder zurück. Es findet sich sowohl im Ganzen als im Einzelnen dabey nichts zu erinnern. Daß diese Anstalt, mit dem Gymnasio vereinigt, zunächst unter dem Director und wie dieser unter dem Ephorus und OberConsistorio stehen sollte, ist sehr zweckmäßig, indem eine unmittelbare anhaltende Aufsicht höchst nöthig ist, und man schon früher die Erfahrung gemacht, daß eine vortheilhafte Einwirkung von hier aus nicht wohl thunlich sey. Was die übrigen besondern Einrichtung betrifft, so sind sie durchaus geeignet, die nöthige Ordnung zu erhalten und Ew. Hochfürstliche Durchlaucht könnten, nach meinem unmaßgeblichen Dafürhalten, die eingereichten Statuta unbedenklich confirmiren.

Man wird von hier aus, auf geschehens Ansuchen der nunmehr Vorgesetzten, immer gern mit Musterzeichnungen und was sonst etwa nöthig wäre, zu Hülfe kommen; wie es denn auch wohlgethan seyn möchte, daß von dorther zu der hiesigen Ausstellung alljährlich Probezeichnungen eingeschickt würden, damit von den dortigen Fortschritten wenigstens einiges Zeugniß hieher gelangte.

[119] Was das Gesuch des Zeichenmeisters Hose betrifft; so könnte es damit vielleicht einigen Anstand haben bis die neue Einrichtung im Gang wäre, und die neuen Vorgesetzten von dem Betragen der Lehrer und Schüler ein gutes Zeugniß geben könnten.

Weimar den 15. November 1808.

Goethe. [120]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-85DB-4