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An Johann Gottfried und Caroline Herder

Nürnberg den 15. März 1790.

Das schöne Wetter hat sich in Schnee verwandelt, auf einmal ist die frohe Welt trüb und kothig. Ich muß nun sehn, wie ich durchkomme; ich fürcht nur, dieses Wetter ist sehr weit ausgebreitet, und macht mir in den Gebirgen Händel.

Keine neuen Begriffe habe ich bis jetzt noch nicht erobert, desto mehr eile ich weiter. Der Aufenthalt in Jena hat mich verspätet; es wäre verdrüßlich, wenn ich vor Palmarum nicht Venedig erreichte. Um als eine Heide von dem Leiden des guten Mannes auch einigen Vortheil zu haben, muß ich die Sängerinnen der Conservatorien nothwendig hören und den Doge im feierlichen Zuge sehen. Nach Ansbach geh' ich nicht. Es macht gleich so viele Umstände, wenn man sich aufhalten und umziehen soll; ich denke, bis Augsburg nicht aus der Chaise zu steigen.

Lebet wohl, grüßet Augusten und die ganze kleine Schaar. Knebel, Frau von Kalb. Behaltet mich lieb. Die Reise wird mir an den Leib und Geist wohl thun, ob ich sie gleich eigentlich ohne rechten innerlichen Trieb fortsetze. Chairete!

G. [196]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1790. An Johann Gottfried und Caroline Herder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8929-5