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An Carl Wilhelm Göttling

Am heutigen Morgen konnte mir nichts angenehmer entgegen kommen als ein Schreiben von Ihrer werthen und verehrten Hand, unveränderten Sinn und Gesinnung darlegend und von Ihrer Wiederherstellung das beste Zeugniß ablegend. Möge sich Ihre Gesundheit bey dem herannahenden Frühjahr wieder vollkommen befestigen, zum Heil Ihrer Studiengenossen und Ihrer sämmtlichen Mitbürger, welche bey der Gefahr, in der Sie schwebten, Hochschätzung und Antheil auszusprechen nicht ermangelten, die an guten und gesunden Tagen eines werthen Mannes oft im Busen zurückbleiben.

[253] Das bedeutende Büchlein, für welches ich schönstens danke, soll uns bey der nächsten Unterhaltung zum Texte dienen und mir Gelegenheit zu schönen Aufklärungen gewähren.

Da Sie nach einer Übersetzung des griechischen Büchleins über Farbe sich erkundigen, nehme ich mir die Freyheit meine gesammte Farbenlehre, besonders aber den zweyten Theil Ihnen zuzueignen. Solcher Versuch Versuch findet sich darin. Wie ich denn gerade die ersten Kapitel über griechische und römische Äußerungen, in diesem, den Augen so klaren, dem Sinne so schwierigen Fache bestens empfehlen möchte. Dem Kenner des Alterthums sind gewiß mehrere Stellen gegenwärtig, die über die Trefflichkeit der Anschauung eines unmittelbaren Denkens jener Zeit gewiß manchen erfreulichen Aufschluß geben; ich konnte nur mit Beyhülfe des guten Riemers im Allgemeinen hinweisen, was und wie allenfalls etwas zu leisten wäre.

Die geneigte Fortsetzung Ihres Antheils an der Herausgabe meiner Werke gereicht mir zur größten Beruhigung. Es wäre doch recht hübsch wenn wir die 40 Bände auf dem Repositorium zusammen stehen sähen; ich würde mit Dank anerkennen, was ich nicht hoffen durfte. Alles Gute!

Treu ergeben

Weimar den 27. Februar 1830.

J. W. v. Goethe. [254]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Carl Wilhelm Göttling. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8AC7-A