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An die Hoftheater-Commission

Im Namen und Auftrag des hiesigen löblichen Frauen-Vereins eröffnete Unterzeichnetem die Frau Geheime Räthin von Fritsch, Excellenz, daß bey denen häufigen ihrer Casse zugemutheten Hülfsausgaben, dieselbe gänzlich erschöpft sey, die Noth jedoch im Lande noch so groß und mannigfaltig, daß die vereinten Wohlgesinnten die Absicht der hohen Stifterin eben so wenig, als die Wünsche ihres eigenen guten Willens zu erfüllen von nun an im Stande seyen.

Da Sie nun durch Einsammlen an der Kirche, als auch durch Anspruch an einzelne Personen alle Mittel erschöpft, woher sie einen Zugang hoffen könnten, so sey ihnen der Gedanke beygegangen und der Wunsch entstanden, daß Großherzogliches Hof-Theater zu ihren Gunsten eine Benefiz-Vorstellung zugestehen möge, welches Gesuch gedachte Dame mit verschiedenen Argumenten begleitete.

Dagegen hatte ich denn freylich zu erwiedern, daß gleiche Gesuche, sogar in größeren Nothfällen, an die[148] Commission geschehen, aber wegen besorglicher Consequenz jederzeit abgelehnt worden, worauf denn freylich die immer noch andringende Noth mit starken Farben geschildert wurde.

Indem ich nun gedachte Äußerungen zur Kenntniß einer Großherzoglichen Hof-Theater-Commission hierdurch zu bringen nicht verfehle, gestehe ich zugleich, daß ich durchaus für bedenklich halte, eine solche Benefiz-Vorstellung zuzugestehen, gebe jedoch anheim, ob man nicht, in Betracht der hohen Stifterin und in Ansehung der thätigen wohlgesinnten Glieder gedachten Vereines, aus der Theater-Casse ein mäßiges Geschenk bestimmmt und dadurch wenigstens einigermaßen seinen Antheil an einem so löblichen Institute darthun wolle.

s. m.

Weimar den 14. November 1815.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An die Hoftheater-Commission. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B58-5