[98] [92]17/4864.

An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

[21. März.]


[Brief Eichstädts:]

Mit dem verbindlichsten Danke für die letzte sehr erfreuliche Sendung füge ich der gewöhnlichen Zeitungslieferung folgendes bey:

1. einen sehr interessanten Brief vom Professor Görres (Verfasser der Aphorismen über die Organonomie) zu Koblenz;


Ad. 1. Dieser Correspondent erregt Vertrauen; ich bin auf die erste Recension begierig. Könnten Sie mir die Aphorismen verschaffen?


2. eine Recension von Herrn Landvoigt zu Merseburg, über welche ich Ew. Hochgeboren Urtheil mir auch der Zukunft halber erbitte; die Nummer 58, Seite 459 abgedruckte Recension ist von demselben Verfasser;


Ad. 2. Hier wird ein mittelmäßiges Werk aus dem Standpuncte eines verständigen Lesers, nicht aber eines Kunstverständigen behandelt. Überhaupt wird über die sogenannte Belletristik einmal eigens zu sprechen seyn.


3. die Kupferplatte zu der Hesiodischen Welttafel. Ich habe zwar Herrn Professor Meyer bereits um freundschaftliche Besorgung gebeten, [92] aber die Sache wird doch Ew. Hochgeboren selbst wiederum manche Bemühung verursachen, an die ich in der That nicht ohne Verlegenheit denke. Der junge Voß wird auf den ersten Wink und sehr gern in Weimar erscheinen.


Ad. 3. Ist in Arbeit. Schon habe ich einen Abdruck der Situation gesehen, mit welchem man zufrieden seyn kann. Heute über acht Tage will sie der Stecher abliefern.

An Voß Vater und Sohn liegen Briefe bey.


Mein Vorrath der kleinen Aufsätze, welche unter den Strich gesetzt werden, ist nunmehr zu Ende, Voß ist mit seiner Abhandlung beschäftigt, Wolf schweigt und so werden Ew. Hochgeboren wohl allein aus der Noth helfen, vielleicht mittelst Winckelmannischer Briefe.


Soll ehestens etwas erfolgen.


Ich bin begierig Ihr Urtheil über die (a) Schmidtische Recension der Troxlerschen Schrift und über (b) Spaziers Aufsatz von Pestalozzi etc. zu vernehmen. (c) Auch Eschenburgs Selbstkritik ist interessant.


Ad. a. War mir sehr angenehm. Es ist ein Mann, der die Leser kennt und mit ihren Formeln sich zu benehmen weiß.

Ad. b. Meine Beschäftigungen waren diese Zeit von der Pedagogik so fern, daß ich in das Pestalozzische Wesen noch nicht ernstlich habe eingehen können.

[93] Ad. c. Ist eine artige Erscheinung. Freylich sind wir sehr glimpflich verfahren; denn, unter uns gesagt, ist der Sache bloß durch eine ganz neue Übersetzung zu helfen.


Nächstens folgt auch eine herrliche Recension von dem würdigen (d) Planck in Göttingen, welche unserm hiesigen Kirchenhistoriker wo möglich eine noch (e) bessere Meinung von unsrer Zeitung beybringen wird, als er nach Voßens Erzählung nun zum Nachtheil der hallischen allmählich zu fassen anfängt.


Ad. d. Gratulire.

Ad. e. Wird schon kommen. Lassen Sie uns nur wie bisher fortfahren. Die Zeitung wirkt nach allen Seiten vortheilhaft. Nach dem ersten Vierteljahr können wir schon weitere Überlegungen anstellen.

G.


Mit der größten Verehrung Ew. Hochgeboren unterthäniger Diener.
Jena den 11. März 1804.

Eichstädt. [94]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8C5A-C