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An Charlotte von Stein

Carlsbad d. 7. August 1785.

Wie leer mir alles nach deiner Abreise war, kann ich dir nicht beschreiben und brauch es dir nicht zu sagen. Ich bin schon einigemal die Treppe in den 3 Rosen in Gedancken hinaufgegangen. Ich lebe so fort, trincke und bade über den andern Tag. Heute sind die Rheingräfinn und die Werthern fort, sie waren recht gut und freundlich. Sie grüsen dich. Beyde ob sie schon sich herzlich lieb haben, hatten [73] doch manches an einander auszusezen und machten wir wechselsweise die Confidenz. Morgen geht die Brühl, und ich will bleiben so lang die Fürstinn und ihr Gefolge da ist. Sie klagte mir gestern Besonders über die Hypochondrie des Grafen Stanislas und wie nötig er habe zerstreut zu werden, und daß nun alles weggehe und so weiter. Ich sagte ihr darauf daß wenn ich ihr und ihrer Gesellschafft nüzlich seyn könnte ich gerne bleiben wollte. So will ich aushalten und so wird aus der zerstückten Badewirthschafft für mich ein Ganzes. Lebe wohl. Grüse Fritzen und Herders. Ich habe dich innig und einzig lieb. Nirgends finde ich eine Übereinstimmung wie mit dir. Lebe wohl.

G.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1785. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8DBB-8