6/1584.

An Friedrich Heinrich Jacobi

Lieber Fritz

Laß mich dich noch einmal und wenn du dann willst zum letzten mal so nennen, damit wir wenigstens in Friede scheiden.

Schlossers waren bey dir, möget ihr gute Tage [61] gehabt haben. Bey ihrer Rückreife haben sie gegen meine Mutter einer Schuld gedacht, in der ich noch bey dir stehe.

Du halfst mir damals aus einer grosen Verlegenheit und ich will es nicht entschuldigen daß ich der Sache so lang nicht erwähnte. Bald hatte ich die Summe nicht beysammen, bald vergaß, bald vernachlässigte ich es, und besonders seit der Zeit da du unzufrieden mit mir warst konnte ich mich gar nicht entschliesen davon zu schreiben. Nun ist mir herzlich lieb daß auch dieses abgethan wird. Meine Mutter wird es besorgen, ich weis warrlich nicht mehr wie viel es war, und was es nun betragen mag, sie wird deswegen an dich schreiben, mache es mit ihr aus und nimm meinen herzlichen Danck dafür und für alles was du mir sonst liebes und Gutes erzeigt hast.

Wenn man älter und die Welt enger wird denckt man denn freylich manchmal mit Wunder an die Zeiten wo man sich zum Zeitvertreibe Freunde verschertzt, und in leichtsinnigem Übermuth die Wunden die man schlägt nicht fühlen kann, noch zu heilen bemüht ist.

Meine Lage ist glücklich, möge es die deine auch seyn.

Wenn du mir nichts freundliches zu sagen hast, so antworte mir gar nicht, beendige mit meiner Mutter das Geschäfte, und ich will mir's gesagt halten. Adieu! Grüse die Deinigen.

Weimar d. 2 Oktbr 82.

Goethe. [62]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Friedrich Heinrich Jacobi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8EAA-6