[110] 20/5513a.

An Christian Gottlob Voigt

Um über das Eisenachische Zeicheninstitut, dessen Zustand mir wohl bekannt ist, kurz und aufrichtig meine Meynung zu sagen, so hätte man wohl vor allen Dingen für ein andres Local zu sorgen. Es giebt mich Wunder, daß die Herren von der Eisenachischen Cammer, welche die Nothwendigkeit hievon so gut einsehen, nicht schon längst auf irgend eine Weise gesucht haben dafür irgend einen Ausweg zu finden. Ich würde sogar, damit nur eine Nöthigung entstünde, gedachtes Institut, das in seiner jetzigen Form, wie in den Berichten selbst bekannt wird, wenig leistet, geradezu suspendiren, das Schloß davon reinigen und Bänke und Tische einstweilen in irgend einer Scheune oder sonst wo unterstellen. Es würden sodann die Lehrer sowohl als Andre interessirt seyn, mit Ernst auf einen andern Ort zu denken, der sich ja auch wohl finden müßte. Wollte man diese heroische Cur nicht unternehmen, so wäre auf jede Weise doch für ein ander Local zu sorgen. Wenn dieses geschehen, so würde ich alsdann rathen, den Hofrath Meyer, der in diesen Dingen die trefflichsten Einsichten hat, und die verschiedensten Menschen gut zu behandeln weiß, nach Eisenach zu schicken, damit er dort die Lehrer, die Schüler und diejenigen Personen kennen lernte, denn allenfalls eine Direction gebührte. [110] Ich würde alles Nöthige mit ihm verabreden. Er nähme neue Vorschriften mit hinaus, wodurch, wie erst kurz in Jena geschehen, Fleiß und Neigung zur Arbeit gar sehr belebt wird.

Die beyden angestellten Lehrer, Böver und Hose, werden sich niemals vertragen. Keiner kann dem andern subordinirt werden. Man müßte sie also separiren; aber ihnen doch in loco irgend einen Mann geben, an den sie sich zu wenden hätten. Wäre die Sache einmal eingeleitet, so könnte Hofrath Meyer des Jahrs einmal das Institut visitiren, und es würde gewiß der Aufwand, den Serenissimus einmal dazu bestimmen haben, nicht verloren seyn.

Wollten also Ew. Excellenz auf eine mehr oder weniger dringende Weise die Veränderung des Locals anordnen und befördern, so würden wir alsdann wegen des Übrigen schuldigermaßen Sorge tragen.

Weimar den 2. April 1808.

Goethe. [111]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8FE3-B