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An Christiane von Goethe

Du hast mich zwar diesmal sehr lange auf einen Brief warten lassen; doch war es mir sehr lieb, und da ich zugleich einen so großen Transport von allerley erwartetem und unerwartetem Guten erhielt; so war es ein rechter Festabend als die Russen ankamen.

Da ich mich diesmal so wohl in CarlsBad befinde und überhaupt, mich hier sehr glücklich fühle; so freut es mich auserordentlich daß du auch etwas ähnliches an Lauchstädt hast. Genieße nur des Guten ungetrübt, indem du deiner Lebensweise treu bleibst und wie es die Gelegenheit giebt immer ein wenig vorwärts rückt so wirst du dich trefflich befinden. Schreibe mir nur bald von Lauchstädt und richte es ein daß ich wenigstens alle vierzehn Tage Brief und Nachricht erhalte. Auch Genast soll mir berichten wie die Sachen stehn und gehn.

Daß ich hier in Gesellschaft der alten Äugelchen ein stilles Leben führe dagegen hast du wohl nichts einzuwenden, auf alle Fälle wirst du dich zu entschädigen wissen, wovon ich mir getreue Nachricht ausbitte. Recht schön wäre es aber wenn wir uns entschlössen auf den Herbst eine kleine Reise zusammen zu machen.

Das beyliegende Blatt gieb Eberweinen. Freylich wird es ihm mehr zu dencken geben als ihn belehren;[81] denn dazu müßte er Zeltern einige Zeit persönlich sehen und hören. Das Allgemeine was dieser Meister sagt trifft mit dem zusammen was ich dir einmal sagte: die Eberweinischen Sachen haben wenig Charackter und das kommt hauptsächlich daher weil er nicht die rechten Texte wählt und Verse nimmt die sich als Chorgesang nicht decken lassen.

Unsre Haushaltungsordnung ist sich die ersten vier Wochen sehr gleich geblieben, wir brauchen zu Bestreitung alles nöthigen wöchentlich etwas über 20 rh. Das Papiergeld fällt noch immer, dergestalt daß man bey den fixen Ausgaben einigen Vortheil hat; denn Handwercker und Handelsleute steigern ihre Preise von Zeit zu Zeit.

Augustens Briefe machen mir viel Freude. Es ist freylich was eignes so allein in der Welt zu stehen und alles baar bezahlen zu müssen, da man zu Hause so vielen Hinterhalt und Ausflüchte hat. Er mag sich noch ein wenig hinhelfen, damit er sieht was das Geld wehrt ist; dann kann man ihm ja wohl mit etwas auserordentlichen beyspringen.

Übrigens werden wir beyde selbst recht wohl thun wenn wir wieder zusammenkommen daß wir unsre Finanzplane die seit dem 14. Ocktober noch nicht recht wieder in die Ordnung wollten gemeinschaftlich bedencken und aufs neue einrichten.

Das Theater betreffend wirst du in dem bisherigen Gange fortfahren und alles bemercken damit mir[82] nichts fremd sey wenn wir wieder zusammen kommen. Grüse sie sämtlich. Die musikalischen Übungen halte ja zusammen. Es ist diese Unterhaltung mehr werth als man denckt wenn man sie haben kann.

Nun lebe recht wohl. Ich habe einen sehr artigen Brief von der Bardua aus Dresden, die sich dir schönstens empfielt. Zum Schlusse sag ich nur noch daß ich dir ein Paar köstliche Rindszungen gekauft habe und will sehen sie nach Leipzig zu bringen, von wo du sie leicht erhalten wirst. Ich freue mich auf Nachrichten von dir.

Carlsb. d. 15. Juni 1808.

G.


Um das Service zu haben mußt ich auf der Fabrick gute Worte geben, nichts ist vorräthig und viel Bestellungen da. Sie wollen mir aber eins machen. Ich habe ein ganz glattes bestellt. In vier Wochen soll ich's haben.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-91D0-C