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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

hat man bey'm eingetretenen Jahr nur eine günstige Gesundheit zu wünschen, da von allen Seiten soviel Anlässe zu einer ununterbrochenen Thätigkeit auf Dieselben eindringen; so wie ich denn ja auch von meiner Seite auf ein ferneres freundlich-thätiges Verhältniß Anspruch zu machen habe.

[234] In Erwiderung Ihres letzten gefälligen Schreibens darf ich nun wohl nicht versichern, wie sehr mir die sowohl Autoren als Verlegern gleich gehässige Eingriffe des Nachdrucks zuwider sind. Lange wußte ich in dem gegenwärtigen Falle keine vorsorgliche Gegenwirkung einzulegen, da kaum irgend ein Geschäfts-Verhältniß zwischen hier und dem Königreich der Niederlande stattfindet.

Nur vor kurzem habe Gelegenheit genommen an des Herrn v. Gagern Excellenz eine Anfrage deshalb zu richten. Dieser würdige Staatsmann könnte uns wohl eine nähere Anleitung geben. Was von dorther vernehme theile sogleich mit.

Es ist einer meiner höchsten Wünsche, Ihro Majestät der König möchte mit dem Wenigen, was ich als dankbare Äußerung meiner Anhänglichkeit aussprechen kann, einigermaßen zufrieden seyn. Wobey ich hoffen darf mein letztes, vielleicht allzu weitläufiges Schreiben werde nicht mißfallen haben. Wie man diesem hochverehrten Herrn sich auch nur im Gedanken nähert, so schließt sich das Vertrauen alsbald auf und da weiß man denn nicht immer das rechte Maaß zu finden.

Sodann darf ich wohl vorläufig melden: daß. bey dem wiederholten Einwirken der so äußerst günstigen Gesinnungen Ihro Majestät auf mich und meine Umgebung, sich in meiner Nähe etwas Poetisches hervorthut, welches nicht gerade zur Öffentlichkeit qualificirt, doch aber einiger Aufmerksamkeit werth seyn dürfte. [235] Möge es daher nicht sonderbar scheinen, wenn ich in diesem zweifelhaften Falle, in der Folge, den Rath Ihrer Frau Gemahlin deshalb zu erbitten wage; denn es ist ein frauenzimmerliches Gefühl an welches wir bey dieser Gelegenheit appeliren möchten.

Hiernach, in Bezug auf die Anfuge, dem verehrten Paare mich und die Meinigen angelegentlichst empfehlend.

Hochachtungsvoll

gehorsamst

Weimar den 13. Februar 1830.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]

[Concept.]

1) Wenn Ew. Hochwohlgeboren für die Metamorphose und deren Übersetzung das Honorar von [1000 Thalern] bewilligen, so würden wir das wirklich mühsame Geschäft zu vollbringen ermuntert werden. Was jedoch den Druck betrifft, so scheint, nach abermaliger Überlegung, nothwendig denselben unmittelbar zu dirigiren. Der Abdruck von Original und Übersetzung gegen einander über, in zwey Sprachen verschiedener Ausdehnung, verursacht manche Schwierigkeiten, und sind schon einige Proben angestellt worden wie solche mit Geschmack geschehen könne. Auch ist das Original selbst nicht auf eine solche Weise herzustellen daß es als abgeschlossen angesehen werden möchte. Man hegt den Wunsch bey Correctur und Revision noch die letzte Hand anzulegen. In wissenschaftlichen [236] Dingen, wo man gegen ein so bedeutendes Publicum steht, kann man nicht vorsichtig genug seyn.

2) Herr Reichel meldet, außer dem Fortgange des ersten Abdrucks, auch noch eine schnellere Fortsetzung der Octavausgabe, wozu er, durch eine revidirte kleinere, unausgesetzt im Stande gehalten wird.

3) Für die mitgetheilten Rechnungs-Auszüge schönstens dankbar, frage an: Ob es wohl Beschwerde mache, mir, nach so weit gefördertem Geschäft, einen detaillirten Auszug zukommen zu lassen, wie sich unsre einzelnen Provinzen und Städte bey dem Absatz der Exemplare verhalten haben. Der Autor mag doch gern erfahren wo die größte Gunst für ihn in seinem Vaterlande sich hervorthut.

4) Sodann erbitte mir freundliche Nachricht über Folgendes: Ich vernehme daß des Herrn Bunsen, Königlich Preußischen Angeordneten in Rom, Beschreibung dieser Stadt in Ihrem Verlage herauskommen soll. Könnten wir wohl bald darauf hoffen? In meinem Alter ist es erlaubt etwas ungeduldig zu seyn, wenn man Genuß und Belehrung von bedeutender Stelle her zu erwarten hat.

5) Den zugesagten Exemplaren von Herrmann und Dorothea sehe mit Vergnügen entgegen.

[237]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1830. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9227-F