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An Christiane von Goethe

Du hast inzwischen durch einen Expressen wohl von mir einen Brief erhalten. Ich kann heute nicht viel sagen, als daß es mir ganz leidlich geht. Du weißt wie es nach solchen Anfällen ist. Man muß sich nur in Acht nehmen, daß man sich nicht gleich wieder für ganz gesund hält und daß man nicht verdrüßlich wird, wenn es mit Geschäften und Arbeiten nicht gleich fort will.

Unser Tisch ist leider nicht der beste; indessen sorgen die Freundinnen für mich und so will ich mich nicht beklagen [324] Hier schicke ich etwas weniges Samen. Laß ihn gleich auf eine schattige Stelle säen, die Stelle aber wohl bezeichnen.

Erkundige dich doch, wie es mit Hamlet steht. Ja du könntest Genasten kommen lassen und ihm sagen, daß es mir unmöglich sey, die nächste Woche nach Weimar zu kommen. Mittwoch könnte allenfalls Egmont gegeben werden; sie waren ja schon darauf vorbereitet. Wie ist Herr Lorenz Stark abgelaufen? und was giebt es sonst gutes Neues?

Wegen der Kriegsgeschichten laß dir gar nicht bange machen. Die Menschen müssen nun einmal Angst haben und machen sich Spaß, den andern Angst zu machen. Das Kriegstheater entfernt sich immer mehr von uns, und es ist höchst wahrscheinlich, daß ich in einigen Wochen nach Carlsbad gehen kann. Denke der Sache von deiner Seite nach; sprich aber mit Niemand darüber. Ich habe schon mit Carln die Sache beredt: wir wollen uns des Herrn von Hendrichs Cosser ausbitten und so wenig an Wäsche und andern Dingen mitnehmen als möglich. Ich werde unsern Wagen und Extrapost nehmen müssen.

Lebe recht wohl und schreibe mir nicht zu kurz.

Jena den 5. May 1809.

G. [325]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-92F2-5