[429] 21/6067.

An Franz Graf von Althann

[Concept.]

[23 Januar 1811]

Die Empfindungen, welche Ew. Excellenz höchst erfreuliches Schreiben bey mir erregt, auch nur einigermaßen auszudrücken, finde ich mich nicht im Stande. [429] Nur soviel sey mir erlaubt in Erwiederung desselben zu äußern. Als bey der Anwesenheit unserer allverehrten und allgeliebten Monarchinn in Carlsbad mir die Veranlassung ward, im Namen eines ganzen Volks Allerhöchst Dieselbe anzureden, erschien mir dieses als das größte Glück, indem ich zugleich meinen eigenen Gesinnungen Ausdruck und Sprache geben durfte. Wenn nun diese schwachen Zeugnisse der wahrsten Gefühle gnädigst bemerkt und huldvoll aufgenommen worden; so war dieses schon eine Belohnung, deren Eindruck durch das ganze Leben dauern muß. erfahre ich nun aber gegenwärtig, das jene hochverehrte, ja angebetete Fürstinn unter den mannigfaltigsten und bedeutendsten Umgebungen sich der für so Viele glücklichen Tage und auch meiner erinnert, und mich dessen durch Ew. Excellenz höchst verehrliche Worte sowohl als durch ein kostbares Ge schenk versichern will; so übertrifft dieß alles, was ich nur jemals erwarten, was ich nun immer hoffen durfte. Diese herrliche Gabe leuchtet unter allem was ich irgend besitze, am schönsten hervor, und erhöht jene Freude, welche schon die Einsicht in so hohe Eigenschaften gewährt, noch als huldreiches Merkzeichen, daß die damit so reichlich Begabte auch derer gedenken mag, welche nicht aufhören können, sich ihrer Vollkommenheiten zu erinnern. Ew. Excellenz haben gewiß die Gnade meinen dankbaren Empfindungen die schicklichen Worte zu leihen; worum ich, mit so größerer [430] Zuversicht bitte, als die Offenheit und das Zutrauen, womit Ew. Excellenz mich in Carlsbad beehrt, mir unvergeßlich bleibt; und neben der Ehrfurcht, welche mir Ihre hohe Würde gebietet, noch der Neigung und Anhänglichkeit, die wir sonst nur für unseres Gleichen empfinden, vollkommen Raum läßt.

Durchlaucht der Herzog, mein gnädigster Herr, war höchst erfreut über das an ihn gerichtete Andenken, und erwiedert es mit aufrichtiger Herzlichkeit; wie ich denn nicht übertreibe, wenn ich Ew. Excellenz versichre, daß die Unterhaltung über dasjenige, was diesem würdigen Fürsten in Teplitz erfreuliches begegnet, die angenehmsten und heitersten Augenblicke eines täglichen Gesprächs macht. Mein höchster Wunsch wäre, der Allverehrten Monarchinn mich irgendwo zu Füßen zu legen, und mich persönlich von dem Wohlbefinden eines von so vielen Tausenden erflehten Lebens zu überzeugen; zugleich auch Ew. Excellenz diejenige Dankbarkeit zu wiederholen, welche mich unausgesetzt beschäftigt.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Franz Graf von Althann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95FD-8