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An Christian Gottlob Voigt

[Concept.]

Ew. Excellenz

verfehle nicht zu vermelden, daß Magister Stimme die Manuscripte für 150 rh. überläßt. Er hat in der Noth seines Schuldendranges eine Assignation [140] für 200 rh. den 15. huj. zahlbar an mich gestellt, de ich mit Ew. Excellenz Vergünstigung aus der Bibliothekscasse zahlen lasse, und dem Cassier dagegen sowohl eine Quittung auf die 150 rh. als eine Assignation an Frege von 50 rh. eihändige.

Da ich einmal, zufällig genug, nach dem Osten hingeführt worden, so ist es mir sehr angenehm den Grund einer kleinen orientalischen Bibliothek hier gelegt zu sehen, da ohnehin dazu schon ein Anfang gemacht ist.

Wir werden war nicht mit Tippo Saibs Schätzen, jetzo in Calcutta, noch mit Herrn Rich, Residenten in Bagdad, wetteifern, aber man muß dergleichen Handschriften wenigstens sehen, wenn man sie auch nicht lesen kann, um sich einen Begriff von der orientalischen Poesie und Literatur zu machen. Die unendliche Verehrung gegen ihre Dichter, Weltweisen und Gottesgelehrten, sowie die größte Geduld und Sorgfalt drucken sich in diesen Handschriften aus.

Ich lege einen Heft von No. 3 mit ein. Leider ist dieses Prachtwerklein des Dschami, Tohfat ara, das Geschenk der Edlen genannt, von der Zeit sehr mißhandelt. Ich hoffe es jedoch durch die Sorgfalt unseres geschickten Buchbinders dergestalt wieder herzustellen, daß es den Liebhabern noch lange als Zeugniß persischer Kalligraphie gelten kann.

Unser guter Lorsbach hat sich mit der Recension des englischen Catalogs der Bibliothek des [141] Tippo Saib, welchen Durchl. Herzog mit aus England gebracht, abgegeben, und wird dabey manche interessante Bemerkung machen, z.B. daß die persischen Bücher fast alle poetisch, die arabischen wissenschaftlich und philosophisch sind. Ich fürchte nur daß dieser wackre Mann, da der Westen wieder offen ist, sich auch wieder dorthin sehnt, auch läßt sein kränkliches Alter uns seinen nahen Verlust befürchten. Mit Ew. Excellenz Vergünstigung will ich ihm nächstens eine kleine Ergötzung für seine gehabt Mühe bereiten.

Verzeihen Sie, verehrter Freund, daß ich zu einer Zeit, wo der nächste Osten uns durch sein Schweigen beunruhigt, aus dem fernen Orient einige Unterhaltung herhole, und davon etwas mittheile. Sie sind ja ohnehin wunderliche Vorträge gewohnt. Und mir scheint es, als wenn die Luft dorther mit Rosenduft und Ambrageruch geschwängert wäre, die man gern mit seinen Freunden genießen möchte.

Um aber nicht ganz in den Ton des Hafis zu verfallen will ich, in treulichem Deutsch, mich Ew. Excellenz Wohlgewohnheit angelegentlichst empfehlen.

Weimar, den 10. Jänner 1815.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-96FC-4