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An Heinrich Carl Abraham Eichstädt

Um nach und nach Verschiedenes, was in Gegenwart des Herrn Professor Wolf zur Sprache gekommen [1] und wovon Ew. Wohlgeb. auch schon zum Theil unterrichtet sind, der Ausführung näher zu bringen, will ich einiger vorzüglicher Puncte erwähnen.

1. Es wäre sehr schön, wenn Herr Hofrath Voß sich entschließen könnte irgend eine Karte seiner Alten Geographie, vielleicht die zum Äschylus gehörige, auf Ostern zum Titelkupfer des zweyten Vierteljahres zu bestimmen und das Nöthige in einem kleinen Programm dabey zu sagen. Soviel ich mich erinnere, ist die Zeichnung gemacht und wir könnten sie hier von einem geschickten Manne in Kupfer stechen lassen, wenn wir sie zeitig erhielten. Sollte ja noch etwas an der Zeichnung verändert werden, so könnte man den Künstler hinüberschicken.

2. Herr Hofrath Wolf ist geneigt die Werke des Cesarotti gemeinschaftlich mit Herrn Fernow zu recensiren und zwar wollte er die Theile übernehmen, welche das auf Homer Bezügliche enthalten, und wünscht, daß ihm selbig bald zugeschickt werden.

3. Unter den Strich hat er einzelne Sprachbemerkungen versprochen, wovon er mir einige im Entwurf gezeigt, welche daselbst gar wohl stehen würden.

4. Die von Herrn Professor Wolf genannten Recensenten lege auf einem besondern Blatte bey.

[2] Herr Hofrath Wolf ist gestern, Freytag den 6. Januar, unter vielen Empfehlungen an Sie und Herrn Hofrath Voß abgereist.

Da ich wohl später als ich dachte nach Jena zurückkehren werde, so will ich, damit Verschiedenes nicht stocke, schriftlich einiger Puncte erwähnen.

1. Wenn die Herrn von Stein auf seinen Brief nach Befinden der Umstände antworten wollen, so lege ich hier eine Antwort von meiner Seite an denselben bey, in welcher ich bloß im Allgemeinen bleibe und ihm sage, daß er das Nähere sowie Contracte und dergleichen von Ew. Wohlgeb. erhalten werde.

Muntern Sie ihn ja auf, daß er das Interesse für diese Anstalt in seinem Wirkungskreis verbreite. Er kann in manchem Sinne sehr nützlich seyn und ist ein Höchster wackerer, wohldenkender junger Mann.

2. Was die Vorerinnerung betrifft, so habe ich diese Tage vergebens mich zu sammeln gesucht, um mir eine Anstalt, wie die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung seyn und werden soll, dergestalt zu vergegenwärtigen, daß ich ihre Hauptsumme gegen das Publicum auszusprechen wagte. Ich sehe auch dergleichen ruhige Stunden keineswegs vor mir, daher will ich einen andern Vorschlag thun.

Ew. Wohlgeb. schreiben selbst dergleichen Aufsätze mit Glück und großer Leichtigkeit, wie aus den jüngst nach Berlin communicirten zu ersehen gewesen.

[3] Wollten Sie daher wohl selbst mit Einstimmung unseres Voß nicht eine solche Einleitung entwerfen und mir solche alsdann zuschicken? ich würde daran einen Anhalt und Anlaß finden, was ich selbstgedacht zu sammeln und mitzutheilen, auch andre wohlwollende Freunde zu befragen. Auf diese gemeinschaftliche Weise geht die Sache gewiß am geschwindesten, woran Ihnen doch wie billig viel gelegen ist.

3. Schon Serenissimo war die erste Division unserer Kanonirbote am Neujahrstag sehr angenehm, auch hat mir nunmehr die erste Sendung viel Vergnügen gemacht. Bleiben Sie überzeugt, daß ich gewiß bey einer Anstalt festhalte, welcher Sie mit so viel männlicher Festigkeit und Gewandheit vorstehn. Ich habe noch gar manches im Sinne, das ich nach und nach, wie das Geschäft weiter rückt, entwickeln werde.

Die Theilname solcher Männer wie Voß und Wolf ist ganz unschätzbar; mit ihnen in Verhältniß zu seyn und zu bleiben erhöht das Gefühl für eine Anstalt, welche ein solches Band immer fester knüpfen muß.

4. Das Blatt wegen Wagner sende wieder zurück; ich habe es gelassen wie es war, weil eine neue Bearbeitung mich zu weit geführt hätte. Zugleich folgt eine andere kleine Kunstnachricht.

5. Von Reichardts Briefen sende nächstens [4] eine kurze Recension; ein gleiches würde mit den Campischen und Meyerischen Reisebeschreibungen thun, wenn sie nicht schon recensirt oder ausgetheilt wären. Dergleichen Beyträge kann ich in meiner jetzigen Lage wohl liefern, ob ich gleich die ernsteren Dinge nicht außer Acht lasse.

6. Indem ich für das überschickte gute Exemplar der Zeitung danke, ersuche ich Ew. Wohlgeb. mir auch ein gewöhnliches zugleich zuzuschicken, damit ich solches actenmäßige heften und etwaige Anmerkung dabey anbringen kann.

7. Die Länge der Meyerischen beykommenden Recension wird wohl durch die Wichtigkeit des Werks und durch die Competenz des Recensenten entschuldigt werden. Vielleicht bringen Sie solche erst gegen Ende des Januars, da man ohnehin im Programm schon so viel von Kunst gehört hat.

Die Vergleichung des Originals mit der Übersetzung bringe ich nach; es kommen recht bedeutende Dinge dabey zur Sprache.

8. Mit Falk will ich suchen die Sache abzuthun.

9. Noch einen Gedanken muß ich mittheilen;

Ich wünschte, daß wir im stillen den Charakter aller mit uns gleichzeitiger kritischen Blätter beobachteten, Richtung und Thon im Allgemeinen, Vorzüglichkeit in gewissen Fächern, Schwächen in andern u.s.w. Denn wenn man andere beobachtet, kommt man weniger in den Fall einseitig zu werden.[5] Ew. Wohlgeb lesen selbst so manches Blatt; auch wäre vielleicht Dr. Gruber dazu zu brauchen, ohne daß man ihm gerade den Zweck davon entdeckte.

10. Auch sende ich ein Blatt der Hamburger Zeitung; sollte man auch nicht zu Ende Januars ebendaselbst und in anderen Blättern unsere vorzüglichsten Recensionen anzeigen und so von Monat zu Monat fortfahren?

11. Das erste Heft des Beckerischen Augusteums ist hier; Sie erhalten davon eine kurze Voranzeige. Überhaupt wird es gut seyn mancher Bücher, sobald sie herauskommen, in gedrängter Kürze zu erwähnen; so kann Autor, Buchhändler und Leser zufrieden seyn und man gewinnt auch dabey, daß man manches nicht ex professo zu behandeln braucht.

12. Auch liegt ein Gothaisch-Reichardischer Brief bey.

Leben sie recht wohl und empfehlen mich Herrn Hofrath recht vielmals.

Weimar den 7. Januar 1804.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9944-2