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An Carl Friedrich Zelter

Für die baldige Übersendung des Liedchens danke ich zum allerschönsten, und will nun etwas näheres wegen des Chors zu Götz sagen. Es wird eigentlich[186] zur Trauung von Maria und Sickingen gefunden. Der einfache Kirchzug geschieht mit Gesang übers Theater, eine Orgel kann man recht gut von weitem hören, und da die Capelle zunächst ist, so hört man auch den Gesang fort, indessen außen eine Scene vorgeht. Sie werden daher die Güte haben etwa Worte aus einem Psalm zu wählen. Der Charakter ist, wie Sie bemerken, feyerlich und sanft, ins Traurige ziehend, wegen der Umstände, und die folgende Scene vorbereitend, wo die eben erst Getrauten vom Götz gleichsam fortgetrieben werden. Alles wohl überlegt, so haben Sie völlig recht, daß acht Minuten zu lang ist; wir wollen uns mit vieren begnügen, welche auszufüllen völlig in meiner Gewalt steht.

Wegen des Tabacks kann ich folgendes melden:

Er war allerdings von unserer gnädigen und gütigen Fürstin, der Herzogin Mutter, welche diese Schachtel in Neapel hatte geschenkt bekommen und diesen Schatz lange Zeit aufbewahrt hatte. Wo also eine gleiche herzunehmen? wäre eine schwer zu beantwortende Frage. Nun kommt es darauf an, ob sich etwa ein ähnlicher irgendwo entdecken läßt. Hie und da möchte wohl noch etwas dergleichen in den Garderoben unserer hohen Gönner zu finden seyn, an Erkundigung soll es nicht fehlen und sobald sich etwas zeigt, soll es übersendet werden. Es wird mir eine große Freude seyn, wenn ich Ihnen wieder eine Provision verschaffen kann.

[187] Die Melodie des Ständchens ist sehr angenehm und paßt freylich besser auf mein Lied, als mein Lied auf die Reichardtische sehr lobenswürdige Melodie paßt, wofür Ihnen also der schönste Dank gebracht seyn soll.

Das Liedchen für Georg ist ganz zweckmäßig ohne Instrumental Musik. Wir wollen sehen wie sich das Knäblein herauszieht.

Ich verlange sehr diesen umgearbeiteten Götz außer mir zu sehen. Ich wäre schon lange damit fertig, wenn mich nicht seine Länge incommodirt hätte; denn indem ich das Stück theatralischer machen wollte, so wurde es eher länger als kürzer; das Zerstreute wurde zwar gesammelt, aber das Vorübergehende wurde beharrlich; es wird immer noch nahe an vier Stunden spielen. Sollte es in Berlin gegeben werden, so bitte ich Sie gar sehr mir gleich von dem ersten Eindruck zu schreiben, den es auf Sie macht; denn Außer der Exposition der ersten anderthalb Acte, welche fast ganz geblieben sind, ist das Stück durchaus decomponirt und recomponirt.

Grüßen Sie mir Ihre liebe Frau und danken Sie Ihr für den Antheil an meinen Söhnen und Töchtern. Leider steht es mit der Fortsetzung der natürlichen Tochter noch im weiten Felde. Ja ich bin sogar manchmal versucht den ersten Theil zu eigentlich theatralischen Zwecken zu zerstören und aus dem Ganzen der erst intendirten 3 Theile ein einziges [188] Stück zu machen. Freylich würden die Situationen, die nach der ersten Anlage vielleicht zu sehr ausgefürt sind, nunmehr allzu skizzenhaft erscheinen. Leben Sie wohl und verzeihen heute ein confuses Geschreibe.

W. d. 8. Aug. 1804.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1804. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-99BE-3