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An Johann Friedrich Cotta

Ew. Hochwohlgeboren

danke verbindlichst für die ausführliche Darlegung des gegenwärtigen Zustandes unseres wichtigen Geschäfts und erwidere Folgendes:

Die Ursachen der verspäteten Anzeigen ergeben sich zu deutlich, als daß darüber etwas weiter zu sagen wäre; nun aber ist die Hauptsache daß mir dieses unvorgesehene Ereigniß nicht zum Schaden gereiche, vielmehr die Anzeige als erst Michael in's Publicum tretend angesehen werde, und also die mir contractmäßig auf ein Jahr zu Gunsten lautende Subscription [183] bis Michael 1827 offen bleibe. Dieses vorausgesetzt will ich alles Übrige, was sich auf's Mercantilische bezieht, Ew. Hochwohlgeboren Einsicht völlig überlassen.

1) Findet man gerathener den Subscrptionstermin zuerst bis Ostern festzusetzen, so habe nichts dagegen, wenn derselbe alsdann bis Michael verlängert wird.

2) Was die Erhöhung des Preises nach abgelaufenem Subscriptionstermin betrifft, sey gleichfalls Herrn v. Cotta anheimgegeben, ob er sie wolle eintreten lassen oder nicht.

3) Den erhöhten Rabatt, welchen man den Buchhändlern zugestehen will, billige gleichfalls und werde mit vollem Vertrauen wie gesagt erwarten, was zu beiderseitigem Vortheil veranstaltet wird. Jedoch bemerke:

a) Daß in einer zur eintretenden Michaelis-Messe zu erlassenden Erklärung gedacht werde, daß alles mit meiner Einwilligung geschehe, auch bemerkt werde, daß nach Verhältniß der Subscription das Honorar sich steigere. Über die Art, wie beides auszusprechen, bitte mit Herrn Boisserée zu berathen, auch die sodann in's Publicum zu erlassende Erklärung mir gefällig mitzutheilen.

b) Entsteht sodann die Frage, ob durch die Verspätung der Anzeige auch der Druck verspätet sey? ober ob versprochenermaßen die erste Lieferung Ostern 1827 herausgegeben werden könne?

[184] c) Von lateinischen Lettern kann in der Taschenausgabe die Rede nicht seyn, welche genau in Druck und Papier wie die Anzeige zu halten ist. Man hat dieß als eine Übereinkunft mit dem Publicum anzusehen. Inwiefern lateinische Lettern bey der Octavausgabe anzuwenden? setzt eine weitere Berathung voraus.

d) So wie der Punct, ob man Supplementbände um die erste Ausgabe zu ergänzen bewilligen wolle? welches, wie die Sache liegt, Schwierigkeiten haben wird; wobey auch die Frage entsteht, wie das Interesse des Autors dabey allenfalls zu wahren sey?

Hochachtungsvoll

gehorsamst

Weimar d. 30. Sept. 1826.

J. W. v. Goethe.


Nachschriftlich.

So eben meldet mir ein Reisender, er habe in Wien einen auffallend großen Anschlagezettel gesehen, worin ein Buchhändler (dessen Namen ich leider vergessen) sich bey der neuen Ausgabe meiner Werke als in Gesellschaft mit der Cottaschen Buchhandlung ausgesprochen und angemeldet habe.

Obgleich dieses nicht wahrscheinlich, so ist doch die Verwegenheit, so wie die schwer zu entwickelnden Schleifwege solcher Menschen immer apprehensiv. Ich bitte daher um nähere Aufklärung, Nachricht und Beruhigung.

[185]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Johann Friedrich Cotta. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A71-5