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An Carl Wilhelm von Fritsch

[Concept.]

Ew. Exellenz

nehme Beykommendes vorzulegen mir die Freyheit mit wiederholter Bitte, wo es möglich und schicklich, die gefällige Einleitung zu treffen daß unser gnädigster Herr bey Gelegenheit der Jubiläumsfeyer, wo so[16] manche Gnade wohl ausgespendet wird dem Herrn Grafen Vargas Bedemar zu Copenhagen den Hausorden gnädigst verleihen möge. Ich bin überzeugt daß derselbe den Rittergrad dankbarlichst empfinge; sollte jedoch das Comthurkreuz für ihn zu erhalten seyn so würde sein Bezug zu uns noch thätiger und eingreifender werden.

Darf ich zugleich bey dieser Gelegenheit die beiden bey der ienaischen Bibliothek angestellten Männer, den Bibliothekar Dr. Güldenapfel und Dr. Weller den Assistenten, nochmals zu einiger Auszeichnung empfehlen, so würden diese Männer, welche gegenwärtig nicht also gleich ökonomisch zu verbessern seyn möchten, für ihre nun bald acht Jahre ununterbrochen fortdauernde, mit glücklichem Erfolg gekrönte Bemühung, ein höchstes Anerkennen mit freudiger Dankbarkeit zu entschiedenster Aufmunterung gewahr werden.

Darf ich zum Schluß noch des Bibliotheks-Secretär Kräuter gedenken? Vielleicht haben Serenissimus ihm schon einige Aufmerksamkeit gegönnt.

Seit anderthalbjähriger Krankheit des Bibliothekars versieht er das Technische mit viel Einsicht und Thätigkeit, und nicht etwa nur das laufende Geschäft, sondern die vielen eingetretenen Erneuerungen: die Einrichtung der untern Thurmhälfte, den Transport der Bücher dahin, die Location derselben, die umsichtige Ausfüllung der dadurch in der Hauptbibliothek entstandenen Lücke, die Besorgung eines zur [17] gesellschaftlichen Benutzung neuer Werke eingerichteten Zimmers, die Übergabe der Zeichnungen und Kupfer in das Museum des Jägerhauses und gar manche an solche Veränderungen geknüpfte Obliegenheiten hat er die Zeit her übernommen und bis jetzt durchgeführt. Und würde freylich denselben eine unverhoffte gnädigste Auszeichnung höchlich erfreuen.

Indem ich nun Vorstehendes Ew. Excellenz gefälliger Einwirkung hiermit anheim gebe, kann ich nicht unterlassen uns allen zu der so feyerlich herannahenden Epoche von Herzen Glück zu wünschen auch, zugleich mich und die Meinigen, sowie den kleinen aber angenehmen Geschäftskreis, in welchem einiges Gute zu fördern mir noch erlaubt ist, Ew. Excellenz fortdauernder Geneigtheit und Antheil bestens zu empfehlen.

W. d. 17. Aug. 1825.


[Beilage.]

Herr Graf Edward Vargas-Bedemar ist in Kiel im Jahr 1770 geboren, seine Familie von spanischer Abkunft ist ein Nebenzweig der nun in Neapel ansässigen herzoglichen Familie Vargas er ist Ritter des Maltheser Ordens seit 1795, diente in der neapolitanischen Artillerie bis 1806 und kam nach Dänemark 1809 zurück. Seine Kenntnisse der Geognosie und Oryktognosie wurden erprobt und er als Aufseher des Kabinetts des Kronprinzen angestellt. Im Jahre [18] 1813 ernannte ihn der König zu seinem Kammerherrn; während gemeldeter Zeit ward er von der Regierung mit mehreren Commissionen, besonders in Rücksicht der norwegischen Berg- und Hüttenwerke beehrt.

Bey dieser Gelegenheit und auch sonst auf eigenen Antrieb machte er mehrere Reisen, zu den Inseln des Nordens, seine geognostischen Kenntnisse zu vermehren, und als er nun im Jahr 1817 seine Schrift über die vulkanischen Producte auf Island der großherzoglichen mineralogischen Gesellschaft eingeschickt hatte, erhielt er das Diplom als Ehrenmitglied. Von seinen Reisen sowohl, als von allem was durch sonstige nordische Connexionen ihm Bedeutendes zukam, lies er das jenaische Museum Theil nehmen und die eingesendeten Exemplare sind noch jetzt die Bewunderung der beschauenden Kenner.

Hiegegen dankbar und den Wunsch hegend daß er den Einfluß der mineralogischen Gesellschaft verbreiten möge, ertheilte man ihm nach dem Ableben des Ober-Berghauptmann von Trebra den Charakter eines Vicepräsidenten der Gesellschaft und Ihro Königliche Hoheit beehrten ihn mit der goldnen Medaille.

Nun hat er seit der Zeit seine Sorgfalt für das jenaische Museum immerfort walten lassen, wovon die mannichfaltigen bezeichnenden Inschriften an Ort und Stelle und die verschiedenen Capitel der Catalogen das beste Zeugniß geben.

Daß er aber auch in den nördlichen Gegenden [19] immerfort eines guten Ansehns genießt und besonders als wissenschaftlicher Geognost geschätzt wird, davon zeugt am besten daß die Darstellungen aus dem Felsgebäude Rußlands, erste Lieferung bezüglich auf Finnland, ihm zugleich mit Ludwig von Buch und Ludwig Hausmann von einem bedeutenden Geologen Moritz von Engelhardt gewidmet sind.

Möge Vorstehendes hinreichend seyn den bescheiden geäußerten Wunsch zu begünstigen.

Weimar den 17. August 1825.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1825. An Carl Wilhelm von Fritsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9BAA-0