20/5629.

An Carl Friedrich Zelter

Weimar den 7. November 1808.

Wir haben uns gestern an manchen Ihrer Gaben ergetzt, an Ihren Compositionen so wie an Ihren Rüben; auch habe ich Ihrer dankbar gedacht, indem Eberwein etwas von Ihrem Ernst mitgebracht zu haben scheint. Er kommt mir vor wie Moses der vom Berge kam und dessen Gesicht glänzte. Wenn das auch nur eine äußerliche Wirkung ist, so läßt sich vermuthen daß doch auch etwas ins Innre eingedrungen seyn mag. Ich danke Ihnen, daß Sie ihm so gütig fortgeholfen haben; denn seine Wiederkunft ist für ihn und für uns günstig. Unser kleiner Chorgesang wäre den Winter ganz zu Grunde gegangen; nun mag er sich fassen und prüfen und etwa auf Palmarum wieder zu Ihnen wallfahrten.

Für so vielerley Gutes Ihnen auch was freundliches zu erzeigen, war lange mein Wunsch und gerade passirt mir mit den guten Exemplaren meiner Werke, wovon Ihnen eins zugedacht war, der alberne Streich, daß sie incomplet ankommen und ich nun erst erwarten muß wie sich die Sache aufklärt oder abthun läßt.

Reichardt von Cassel ist gestern hier gewesen; er besucht die Theater des südlichen Deutschlands um für die Casseler Bühne, die freylich seltsam genug[204] eingerichtet werden muß, Personagen aufzusuchen, die à deux mains gebraucht werden können.

Froriep ist auch hier, um nach Tübingen zu gehen. Möchte ich doch bald hören, daß bey Ihnen auch wieder eine Art von Ruhe und bürgerlicher Ordnung Fuß faßt. Ist es möglich so besuchen Sie uns. Schreiben Sie mir aber vorher, damit Sie mich zu Hause antreffen. Inzwischen hier und Jena werde ich immer zu finden seyn.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1808. An Carl Friedrich Zelter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9BE9-F