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An Johann Heinrich Meyer

Tausend Dank, mein theuerster Freund, daß Sie mir von Ihrer glücklichen Rückkunft sogleich Nachricht gaben; möge das was die mineralischen Wässer bewirkt sich in der Folge immer besser bewähren! Ich für meine Person kann zufrieden seyn, doch wünscht und erwartet man immer einen größeren Erfolg; da man aber eigentlich nicht jünger wird, so fehlt zuletzt das Beste: die Kraft sich selber herzustellen, und da wisse man sich denn zu bescheiden.

Für die mir gegebene Nachricht der eingeleiteten Unterhandlung mit Frau v. W. danke zum allerschönsten, [113] sowohl dieses als manches andere wird umständlicher zu besprechen seyn.

Tischbein ist ein Jehovah, der da ist, und war, seyn wird. Hätten wir uns mit ihm verbrüdern können, so wäre es vor 35 Jahren geschehen. Noch immer aber, wie man sich ihm nähert, scheucht er einen zurück; thut man ihm was zu Liebe, so soll man gleich den ganzen Complex seiner Eigenheiten gelten lassen. Sagen Sie ihm wo möglich etwas Freundlich-Dilatorisches, bis man überlegt, was allenfalls zu thun ist. Hackert sagte schon von ihm: wie er einmal gezwirnt ist, muß man ihn eben vernähen.

Alles Gute sey mit Ihnen! Ich werde dießmal bald zurück seyn. So hübsch und unterhaltend im Anfang die Außenwelt sich ansieht, so merkt man doch bald, daß man in Gefahr steht, neue Verbindungen einzugehen und in fremdes Interesse verflochten zu werden.

Und so bitt ich noch zum Schlusse mich dem verehrten Erbgroßherzoglichen Paare angelegentlich zu empfehlen. Möge ich Höchstdieselben mit den theuren Ihrigen froh und gesund wiederfinden.

Die Ausstellung besorgen Sie gefälligst hergebrachter Weise, und gedenken mein aufs freundlichste. Wäre unter dem Ausgestellten etwas bedeutendes; so gönnen Sie ihm einige Zeilen.

treulichst

Eger d. 9. Aug. 1822.

G. [114]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1822. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E1A-B