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An die Hoftheater-Commission

Der Aufsatz des Herrn Beuther ist vortrefflich gedacht, und, wenn er in seinem ganzen Umfange ausgeführt wird, so können wir unser Theater in Absicht[129] auf Decoration für vollendet erklären. Die Vorschläge dieses ebenso kunstreichen als fleißigen Mannes sind in drey Abtheilungen verfaßt, über deren jede gegenwärtig ich meine Gedanken eröffne.

1) Alles bey diesem Punct Ausgeschprochene trifft völlig mit meiner Überzeugung überein, denn leider haben sich Autoren, Schauspieler, Publicum und Urtheilende vereinigt, eine falsche, kunstzerstörende Natürlichkeit auf das deutsche Theater einzuführen. Da soll alles wirklich hingestellt und der Einbildungskraft nichts überfallen werden.

Bey den Acten werden sich Aufsätze finden, wo ich gegen solchen Unfug geeifert. Von diesem Puncte wäre abgesondert eine Abschrift zu nehmen und der Regie zu übergeben, damit sie die neue Einrichtung den sämmtlichen Schauspielern bekannt mache. Ich werde bey Proben und sonst immer dieselbe Sprache führen.

2) Um nun den ersten Punct zu realisiren, so wäre dieser zweyte gleichfalls der Regie abschriftlich mitzutheilen. Gr. Herzogl. Commission würde jedoch Einrichtung und Fortgang dieser neuen Anstalt beschleunigen und sichern, wenn sie in der nächsten Session die Theatermeister vorbeschiede, ihnen die Absicht auseinander setzte, und sie Herrn Beuther, welcher zum Geschäft eines Theatermahlers auch noch das eines Decorateurs übernimmt, in solcher Qualität zu diesem Zweck entschieden subordinirte. Wir können von dieser [130] Einrichtung desto mehr Gutes hoffen, da eine Einleitung hiezu schon bisher geschehen und zwischen dem Herrn Genast und Herrn Beuther das beste Vernehmen statt gefunden.

3) Hier wird uns vorgelegt, was noch von Decorationen und Einsetzstücken unserm Theater abgeht, und wie wir zur vollkommenen Übereinstimmung des Ganzen gelangen können. Was die Folge der Ausführung betrifft, so könnte man vielleicht mit den Partien altdeutscher Architektur vorrücken und diese zuerst fertigen, indem sie am öftersten verlangt werden, doch bin ich auch wohl zufrieden wenn man nach der hier aufgestellten Ansicht und Ordnung verfährt.

s. m.

Weimar d. 4. Nvbr. 1815.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An die Hoftheater-Commission. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E8C-9