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An Ottilie von Goethe

[Concept.]

Deinem reichen Tagebuch einiges zu erwidern ist auch wohl wieder Zeit, und es geziemt sich, daß ich einen der stillen Abende, wie ich sie jetzt zubringe, dir abermals widme, in Hoffnung, daß du uns in die Fülle des Berliner Lebens auch immer so fort wirst hineinschauen lassen.

Was die Gebrüder Henschel betrifft, deren Kartenspiel weder von besonderer Erfindungskraft, noch Technik [29] ein leidliches Zeugniß ablegt, so schaue, daß du ihr Kommen nach Weimar auf eine freundliche Weise ablehnen kannst. Ich bin fest entschlossen keinem Künstler, er heiße wie er wolle, mehr zu sitzen noch zu stehen, auch ist der realsentimentale Einfall mich mit meiner Umgebung darzustellen ganz gegen meine Denkweise, die du besser kannst.

Dieses Vorhaben wirst du also freundlich zu beseitigen wissen, damit wir hier nicht unangenehme Scenen erleben, indem ich völlig hierüber entschlossen bin. Du siehst, daß in diplomatischen Fällen auch manchmal etwas Unangenehmes mit unterläuft, welches aber deine Klugheit nicht irre machen wird.

Das Heft Kunst und Alterthum V, 1 ist fertig aber, außer den Aushängebogen, noch kein Exemplar in meinen Händen; die Bestimmung des Ausgebens und Versendens macht, sogar wenn alles abgeschlossen und geheftet ist, immer noch einigen Aufenthalt.

Und so weit wären wir denn, daß ich von dir Abschied nehme und alles Gute wünsche. Grüße deine freundlichen Wirthe, denen du freylich manche Ungelegenheit machst, wogegen du dich mit Herz und Mund verpfänden wirst; wir fühlen alles mit und bleiben dankbar verpflichtet.

Dein Tagebuch geht bis zu dem 17. Januar nun sind wir auf den 18. ejd. gespannt, deinen Antheil an dem Ordensfeste zu erfahren.

Weimar den 24. Januar 1824.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An Ottilie von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E9B-7