4/989.

An Johann Kaspar Lavater

Weimar den 8. August 1780.

Die Kiste ist wirklich angekommen und ich finde den Riss sehr schön und gut. Er ist iust nicht wohlfeil aber der Preiss ist auch so ungeheuer nicht, wie du ihn machst. Deswegen wirst du künftig hin so gut sein und immer gleich schreiben, was eine Sache kostet, damit man nicht inzwischen denke, es gelte haut und haar. Nun aber bitte ich dich, denn es fehlt noch die Hauptsache, der Process wie es gemacht wird, wie viel Zeit man braucht, wie viel Leute dabei angestelt sind u.s.w.

Mit grossem Verlangen sehe ich dem waserischen Ende entgegen. Nimm dich zusammen so bald möglich und schik mirs.

Unter denen Kupfern die du geschikt hast waren vier bis fünf Albrecht Dürers die du noch nicht besasest, und einige bessere Abdrüke. Ich hab sie schon eingeordnet, das Buch dazu ist bestellt und du erhälst sie nächstens. Versteht sich die Kupfer, der Holzschnitte sind noch zu wenig. Unterdess hab ich auch von Martin Schön und Lukas von Leiden sehr [266] gute Sachen die dein gehören, diese sollen nach und nach auch zierlich zusammengebracht werden, und folgen.

Ferner schik ich dir mit der fahrenden Post, das Manuskript das der alte Bodmer verlangt hat, der Herzog hat sich dafür bei dem Herzog von Gotha verbürgt und es kommt ihm hauptsächlich drauf an dass du eine Sicherheit zu erhalten suchst, das Buch wenn der alte stirbt ohne Umstände aus dem Nachlass heraus nehmen zu können. Ueberleg' es und händige es nicht anders als gegen einen Schein aus.

Knebeln ist es im Ursner Thal ganz wohl geworden. Er hat sich glaub ich drei Tage drinn aufgehalten.

Mit dem zweiten Portrait des Herzogs ist es wieder Unglük, man verkauft doch sonst die grossen Herrn in den schändlichsten Karikaturen. Das Unglük bei diesem ist aber dass es mit Geist in ein ganz fremdes Wesen übergetragen ist. Die ganze Welt wünscht nichts mehr als ein Bild vom Herrn und wenn ich diese iemanden anbiete so ist als wenn sie Brod verlangten und ich gäb ihnen einen Stein. Schreibe mir was von dem Befinden deiner Frau.

Adieu lieber.

G.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1780. An Johann Kaspar Lavater. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9F51-3