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An Friederike Bethmann-Unzelmann

[Concept.]

Es ist sehr freundlich von ihnen, wertheste Freundinn, daß Sie mir von der glücklichen Aufführung[217] meines Tasso selbst Nachricht geben. Wenn Künstler wie Sie und Ihre Mitspielenden mit sich selbst zufrieden sind, so kann man auch in der Ferne versichert seyn, daß das Werk gut gerathen ist, und wie Sie mir das Einzelne genau bezeichnen, kann ich mir schon eher vorstellen auf welche Weise und in welchem Maße es gelungen ist. Haben sie allerseits recht vielen Dank, daß Sie dieses theaterscheue Werk hervorgezogen und in ein günstiges Bühnenlicht gestellt haben. Sie erneuen und vermehren dadurch die Verbindlichkeit die Ihnen andere meiner Productionen schon früher schuldig geworden.

Herrn Bethmann empfehlen Sie mich bestens. Es ist mir sehr angenehm zu denken, daß er, bey seinem Geist und seinen Talenten, sich gern mit einer Rolle beschäftigt hat, die vielleicht unter allen denen die ich geschrieben habe, am meisten ausgeführt ist. An der feinen, klugen, zarten Leonore habe ich gleichfalls nicht den mindesten Zweifel. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner. Wie Ihr Sohn indessen zugenommen hat, haben Sie selbst beurtheilen können. Die Leichtigkeit seines Spiels, sein guter Humor und seine übrigen guten theatralischen Anlagen und Fertigkeiten machen und erhalten ihm viel Freude im Publicum. Dazu kommt daß er gegen Jedermann gut und verträglich ist und Niemandem schadet, außer allenfalls sich selbst: welches denn, wie bekannt, Niemanden leicht übel genommen wird.

[218] Vorstehendes war geschrieben, als ich in der Berliner Zeitung eine wohlwollende und umständliche Nachricht von der Aufführung des Tasso laß, die mir als Seitenstück zu Ihrem lieben Briefe viel Vergnügen gemacht hat.

Besonders aber bitte ich Herrn Director Iffland vielmals zu danken, der mir auch darüber durch Frau von Heigendorf ein freundliches Wort sagen ließ. Ich bin gewiß nicht unempfindlich für die Aufmerksamkeit die man einem Werke erweist, auf das ich ganze Epochen meines früheren Lebens verwendet habe. Leben Sie recht wohl und verschaffen Sie mir zu meiner Handschriftsammlung gefällig einige Beyträge. Vielleicht fände sich ein Blättchen von Eckhoff, Großmann, Brandes etc.

[Weimar] d. 17. Dez. 1811.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1811. An Friederike Bethmann-Unzelmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9F7F-0