1828, Juli oder August.
Mit Johann Peter Eckermann u.a.
Ich besuchte ihn dort [in Dornburg] einigemal in Begleitung seiner Schwiegertochter und Enkel. Er schien sehr glücklich zu sein und konnte nicht unterlassen, seinen Zustand und die herrliche Lage des Schlosses und der Gärten wiederholt zu preisen. Und in der That, man hatte aus den Fenstern von solcher Höhe hinab einen reizenden Anblick. Unten das [313] mannigfaltig belebte Thal mit der durch Wiesen sich hinschlängelnden Saale. Gegenüber nach Osten waldige Hügel, über welche der Blick ins Weite schweifte, sodaß man fühlte, es sei dieser Stand am Tage der Beobachtung vorbeiziehender und sich im Weiten verlierender Regenschauer, sowie bei Nacht der Betrachtung des östlichen Sternenheers und der aufgehenden Sonne besonders günstig.
»Ich verlebe hier,« sagte Goethe, »so gute Tage wie Nächte. Oft vor Tagesanbruch bin ich wach und liege im offenen Fenster, um mich an der Pracht der jetzt zusammenstehenden drei Planeten [Jupiter, Venus und Mars] zu weiden und an dem wachsenden Glanz der Morgenröthe zu erquicken. Fast den ganzen Tag bin ich sodann im Freien und halte geistige Zwiesprache mit den Ranken der Weinrebe, die mir gute Gedanken sagen und wovon ich euch wunderliche Dinge mittheilen könnte. Auch mache ich wieder Gedichte, die nicht schlecht sind, und möchte überall, daß es mir vergönnt wäre, in diesem Zustande so fortzuleben.«
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